Engagement Meerbuscher Paar reist nach Gambia und hilft mit Spenden
Meerbusch · Dank Lena Blau, Göksel Celik und ihren Freunden haben Hunderte Kinder in Westafrika Schulmaterial und Patienten wichtige Medizin.
Pool, Strandbar, all inclusive – diese Art von Urlaub ist noch nie Lena Blaus Ding gewesen. Die 28-jährige Lankerin mag es auf Reisen unkonventionell. „Ich bin schon extrem abenteuerlustig“, sagt sie: „Im vergangenen Jahr war ich zum zweiten Mal in Borneo. Der tropische Regenwald ist einfach einmalig.“
Blaus Freund Göksel Celik (32) reist ebenfalls gerne abseits der Touristenmassen. „Wir waren beide noch nie auf dem afrikanischen Kontinent“, erzählt sie. Die Erzieherin und der Salesmanager haben also recherchiert und sind auf Gambia in Westafrika als Ziel ihrer nächsten Reise gestoßen. „Ein sehr kleines und armes Land. Uns war schon vor der Reise klar, dass wir vor Ort unbedingt irgendetwas tun wollten.“
Im Januar war es schließlich soweit. Etwas mehr als eine Woche hatte das Paar für seine Reise geplant. Was Blau und Celik dann in Gambia erlebten, hat sie so sehr beeindruckt, dass daraus Freundschaften und vor allen Dingen ein dauerhaftes Hilfsprojekt entstanden sind. „Die Reise war sehr emotional und hat uns mental auch sehr angestrengt“, sagt sie. Auf der gemeinnützigen Online-Plattform Betterplace stellen die beiden ihr Hilfsprojekt vor und sammeln Spenden.
Im April werden die beiden Meerbuscher erneut für ein paar Tage nach Gambia fliegen: „Wir wollen im Dorf einen Brunnen bauen, Krankenhäuser und Mediziner mit Medikamenten unterstützen und Kinder mit Schulmaterial versorgen.“ Auf lange Sicht planen sie, den Bewohnern dabei zu helfen, regionale Produkte wie Erdnüsse und Cashewkerne anzubauen und zu exportieren. Der Kontakt nach Gambia besteht weiterhin: „Wir chatten fast täglich.“
Das Geld reichte für einen ganzen Berg an Medikamenten
Von den Erlebnissen im Dorf Brikama an der Küste Gambias erzählt die 28-Jährige voller Begeisterung: „Am meisten hat mich beeindruckt, wie offen, warmherzig und ohne Misstrauen uns die Menschen begegnet sind. Jegliche Bedenken, die wir vor der Reise hatten, waren völlig unbegründet.“ Denn organisiert war so gut wie nichts. Der einzige Kontakt, den sie übers Internet vor Ort hatten, war Amadou, eine Art Sozialarbeiter, der in Brikama ehrenamtlich mehr als 200 Schüler und Waisenkinder betreut. „Amadou kennt jeden, und jeder kennt Amadou“, sagt Blau. Er wusste auch, wo Hilfe benötigt wird. „Wir hatten 1600 Euro Bargeld dabei, ein großer Teil war von Freunden und Bekannten, die uns unterstützen wollten“, erzählt sie. Das Geld haben sie vor Ort in jeweils kleinen Mengen in die Währung Dalasi gewechselt: „Das war alles ziemlich naiv von uns, aber es hat geklappt.“ Schließlich haben sie mit Amadous Hilfe mehr als 300 Hefte, Bleistifte, Radiergummis und Blöcke gekauft, außerdem Reissäcke: „Das alles wurde auf Eselskarren verladen und ins Dorf gebracht.“ Außerdem konnten die Meerbuscher mit einem Teil des Geldes den Dorfarzt für drei Monate im Voraus bezahlen: „Die Freude, gerade bei den Kindern, war riesengroß.“
Und die Hilfsaktion ging weiter: Am nächsten Tag vermittelte ein Hotel-Mitarbeiter den Kontakt zu einem Krankenhaus im Inland. Der einzige Arzt in jenem Krankenhaus hatte eine lange Liste mit Medikamenten parat, die dort fehlten. „Besonders Malaria und Tuberkulose sind in Gambia ein Problem“, erzählt Blau: „Wir konnten sämtliche Mittel von der Liste kaufen: ein Riesenberg an Medizin.“ Errichtet wurde die kleine Klinik ebenfalls mit Spendengeldern: „Aber wir hatten den Eindruck, dass die Unterstützung aus dem Ausland nicht wirklich nachhaltig ist.“ Spätestens da war den beiden klar, dass sie auch nach ihrer Heimkehr weitermachen wollen. „Wir versuchen jetzt, unsere Spendenaktion auf eine breitere Basis zu stellen und haben die Website eingerichtet.“
Auch den OGS-Kindern, die sie in der Pastor-Jacobs-Schule betreut, hat sie Bilder gezeigt und von ihrer Reise erzählt: „Der Aufenthalt hat meinen Blick auf die Menschen verändert und mir gezeigt, dass das Materielle nicht so wichtig sein sollte.“ Viele Kinder hätten das schon längst verstanden. So habe ein Mädchen aus ihrer Gruppe vorgeschlagen: „Alle Reichen können doch einfach von ihrem Geld etwas abgeben, dann muss niemand arm sein.“