Mit Harke und Heugabel: InIlverich tobte der Gänsekrieg

Der Ortsteil feiert am Samstag den 111. Geburtstag. Ein Rückblick auf wichtige Ereignisse.

Foto: Achim Hüskes

Zwar deuten archäologische Befunde und Patrozinien von Kapellen auf eine frühere Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung hin. Urkundlich belegt ist die Existenz von Ilverich aber erst seit dem Jahr 904. Auf dieses Datum beziehen sich die Ilvericher, wenn sie am Samstag den 111. Geburtstag feiern.

Doch die Zeiten als Rheinländer sind nicht immer idyllisch. Drei Ereignisse zeigen, warum Rhein, Acker und Vieh den Bauern in Ilverich im Laufe der Geschichte Kopfzerbrechen verursachten. Dabei basiert der Text auf dem Sammelband „1100 Jahre Langst-Kierst und Ilverich. 904-2004“, herausgegeben im Jahr 2004 von Stadtarchivar Michael Regenbrecht im Auftrag des Heimatkreises Lank.

Die Gemeindeverwaltung in Lank hatte 1860 das Gänsetreiben auf der Grünfläche zwischen Dorf und Issel verboten, da sonst die Kühe nichts zu grasen gehabt hätten. Bis dahin genossen 42 Haushalte in Ilverich ein unverbrieftes Recht am Bruch. Die ärmeren Landarbeiter, die sich nur Kleinvieh leisten konnten, trotzten dem Verbot. „Aus Lank wurden deshalb Gendarmen herbeigeholt, um die Gänse zu vertreiben oder abzuschießen“, schreibt Karl-Josef Schmitz in einem Beitrag für den Sammelband.

Zwischen Polizei und Ilverichern kam es zu Handgreiflichkeiten. Mit Heugabel und Harke bewaffnet bauten die Gänsehalter eine Drohkulisse auf, um die Vögel zu verteidigen. Nach der Zuspitzung beruhigten sich die Gemüter. Rindvieh- und Gänsehalter einigten sich. Ein Jahr später entschärfte sich das Problem erneut, da jeder Haushalt eineinhalb Morgen Bruchweide erhielt, die gegen eine geringe Gebühr 25 Jahre lang genutzt werden durfte.

Der Rhein plagte die Region oft mit Hochwassern. 1882/1883 brachen Büdericher Deich und Ilvericher Sommerdeich. Der Isselbogen, die rund vier Meter höher gelegenen Orte Ilverich, Langst und Kierst, wurden überflutet. Der Schaden für die Landwirtschaft war wegen der Verluste von Vieh und Mutterboden enorm.

1887 gründete sich der Ilverich-Lanker-Deichverband. Dessen Statut enthielt den Bau eines geschlossenen Banndeiches von Büderich bis Uerdingen. 1908/1909 war das Projekt realisiert. Nicht betroffene Grundbesitzer hatten zuvor blockiert.

1920 die nächste Katastrophe: Dammbruch in der Nacht zum 16. Januar. Wegen eines bereits reparierten Dammbruchs am Vortag war man in Alarmbereitschaft. Die Überschwemmung dauerte eine Woche.

Das Kirchspiel Lank — hierzu zählten Langst, Kierst und Ilverich — wurde mit dem Amt Linn 1392 dem Herrschaftsbereich des Erzbischofs von Köln einverleibt. 1801 wurde das linksrheinische Gebiet Teil der Französischen Republik. Die französische Gesetzeslage galt bereits. So wurden durch die Säkularisation geistliche Herrschaften beseitigt, Kirchengüter eingezogen und an weltliche Institutionen oder Personen übertragen. Selten erwarben die ehemaligen Pächter das Gut, sondern vermögende Städter und Fabrikanten wie die Familie von der Leyen.