Osterath: Graffiti auf dem Güterbahnhof

Max Klohr und Till Liestmann besprühen ganz offiziell die Seitenwand der Kulturstätte an der Ladestraße.

Osterath. Graffiti ist eine Kunstform, davon sind Max Klohr und Till Liestmann überzeugt. Und das finden nicht nur die beiden Jugendlichen, sondern auch der Meerbuscher Kulturkreis (MKK), der an allen weiterführenden Schulen einen Graffiti-Wettbewerb initiiert hat. "Es haben wohl nicht so viele teilgenommen", sagt Klohr und relativiert damit den eigenen Erfolg. Dennoch: Der Entwurf, den die beiden Gesamtschüler eingereicht hatten, war offenbar der beste, und so dürfen Klohr und Liestmann jetzt die weiße Wand am Alten Güterbahnhof in Osterath besprühen.

"Wir haben am Donnerstag begonnen und theoretisch vier Wochen Zeit, bis alles fertig sein muss. Aber ich denke, das schaffen wir bis zum nächsten Wochenende", sagt Klohr, der den Gewinner-Entwurf kreiert hat. "Eine Bahn als Motiv zu nehmen, war natürlich naheliegend", so der 17-Jährige. Auf seiner Skizze brettert ein ICE mit voller Wucht quer durch den Schriftzug "Die Bahn zieht vorbei", eine Formulierung, die eher gemächlich wirkt. Einen Widerspruch zwischen Bild und Text sieht Klohr jedoch ebensowenig wie sein ein Jahr jüngerer Freund.

800 Euro sind als Budget für Farbe - 45 Dosen haben die beiden gekauft - und das Gerüst eingeplant. "Vielleicht bleibt ja unter dem Strich auch noch ein kleines Honorar für uns übrig", hofft Klohr.

Seit mehr als zwei Jahren beschäftigen sich der Strümper Klohr und der Lanker Liestmann mit Graffiti. Und das, obwohl es in Meerbusch bislang keine legalen Flächen in der Öffentlichkeit gab. Dennoch würden beide nie illegal sprühen, betont Liestmann. "Dabei gibt es so viele schlechte Schmierereien im Stadtbild. Und das Beste dagegen wären gute Graffiti, die niemand beanstandet. Davor haben Sprüher auch Respekt und würden diese niemals übermalen", berichtet Liestmann aus der Szene.

Bei derart wenigen Möglichkeiten, seinem Hobby ernsthaft nachzugehen, falle es bisweilen schon schwer, am Ball zu bleiben, bestätigt der 16-Jährige. "Man behilft sich halt zu Hause mit Leinwänden oder darf vielleicht mal das Garagentor zweckentfremden, ist aber nur selten mit der Dose in der Öffentlichkeit unterwegs. So bleibt Graffiti halt eine rein private Kunstform", so Liestmann.