Osterath ist das Carambolage-Mekka
Rund 50 Anhänger des diffizilen Sports gehen in zwei Vereinen leidenschaftlich ihrem Hobby nach.
Osterath. Osterath ist das Billard-Mekka in Meerbusch. Carambolage versteht sich, nicht Pool oder Snooker. Zwei Vereine gibt es, die Blaue Bande, die in der Savanne ihre Heimstätte hat, und die Billardfreunde, die im Lokal Zum Wolfgang den Queue schwingen.
Beide nehmen am Ligabetrieb teil, die Blaue Bande spielt in der 1. Bezirksklasse und damit höher als der Konkurrent, der auch weit weniger Mitglieder hat. Um die 50 dürften es insgesamt sein, die in Osterath diesem Hobby nachgehen. Doch, was heißt hier Hobby. „Carambolage ist eine Wissenschaft“, sagt Helmut Krüger, das gelte erst recht für Dreiband, seinem persönlichen Steckenpferd. Minimum dreimal muss der Spielball eine Bande berührt haben, bevor er die zweite Kugel trifft.
Das funktioniert nur mit höherer Mathematik — oder dem Handbuch von „Carambolage-Gott“ Raymond Ceulemans. Der belgische Nationalheld und 34-fache Weltmeister hat sozusagen die Bibel des Billards verfasst, in der er seine persönlichen Tricks verrät. Dem etwas weniger ambitionierten Spieler können aber auch schon die so genannten Diamanten am Rande des Tischs helfen — Punkte, die man anvisieren sollte, um über mehrere Banden mit dem nötigen Effet zum Ziel zu kommen.
Krüger hat vor fast 50 Jahren während seines Studiums mit Carambolage begonnen. „Früher war ich wirklich gut. Heute bin ich froh, wenn ich bei jeder zweiten Aufnahme punkte“, sagt der 69-Jährige. Auch Teamkamerad Willi Splissenbach von der Blauen Bande habe mit 63 Jahren seinen Zenit bereits überschritten: „Ich bin noch so gerade eben in die erste Mannschaft reingerutscht“, räumt er ein.
Beide bewundern den mehrfachen Landesmeister Heribert Leufgen. „Wenn er in der freien Partie an der Reihe ist, kannst du ein paar Runden um den Block laufen“, sagt Splissenbach. In der freien Partie genügt die einfache Berührung der gelben und roten Kugel mit der gestoßenen weißen, ohne dass vorher eine Bande im Spiel sein muss. Leufgen schafft locker um die 100 Punkte bei einer Aufnahme, wenn die Kugeln für ihn günstig liegen.
Dreiband ist bei weitem nicht die komplizierteste Disziplin. Es gibt auch noch Cadre, bei dem der Tisch in mehrere Felder aufgeteilt ist. „Das zu erklären, würde aber zu weit führen“, sagt Splissenbach und winkt ab. Da ist es Krüger eher noch ein Anliegen, zu erläutern, dass die Kugeln längst nich mehr aus Elfenbein, sondern aus Kunststoff sind, und das unter dem teuren Filz eine Schieferplatte liegt. „Die dehnt sich bei Hitze nicht aus“, erklärt er. Natürlich bringt in Osterath jeder seinen Queue mit. „Einen guten bekommt man ab 150 Euro, es gibt aber auch Bekloppte, die legen mehr als 1000 Euro dafür hin“, weiß Krüger.
“ Wer Interesse an Carambolage hat, kann jederzeit in der Savanne vorbeischauen oder sich an Willi Splissenbach wenden: 2 0151/16263645 oder w.splissenbach@osterath.de.