Osterath: Sommerakademie - Eine Quälerei – aber sehr erfüllend

Die Schüler von Peter Rübsam wissen, wie widerspenstig Holz sein kann.

Osterath. Am letzten Tag des Kurses Holz-Bildhauerei der Sommerakademie im Alten Güterbahnhof sind die Schüler von Peter Rübsam noch einmal am Zug und präsentieren ihre Kreationen aus vorgefundenem oder mitgebrachtem Material.

Das betagte Nussbaum-Fundstück von Walter Gundlach aus Zeiten eines Krippenschnitzkurses in Wien - sein erster Kontakt mit dieser Beschäftigung - ist zu einer recht glatt gefeilten Interpretation einer Madonna mit Kind geworden, die er verschenken will. Nach langer Pause durch berufliche Auslastung habe er jetzt zur alten Liebe zurückgefunden.

Damals habe er die Werkzeuge für die lediglich 13 Zentimeter großen Krippenfiguren aus abgebrochenen Nähmaschinennadeln selbst zu winzigen Holzstecheisen zurechtgefeilt. Jetzt widmet er seiner heimlichen Leidenschaft sogar ein Stück Handwerker-Minne. In seinen "Gedanken über den Holz-Bildhauer-Kursus" reimt er in Wilhelm-Busch-Manier einen Erlebnisbericht:

"Auch braucht man gleich zum Anfang schon zum Modellieren neuen Ton. Es gibt kaum Lindenholz, das weiche, das Gros kriegt Eibe, Buche, Eiche - Ein Frauentorso, leicht gewunden, teils faltig, teils mit Backen, runden und durch das Eichensplintholz blinken die Formen von ’nem Nasenzinken - Auf Los geht’s los und all die Pläne verwandeln pochend sich in Späne, die später noch zum Mulchen gut, was aber nicht zur Sache tut. . ."

Lebensgefährtin Fini Jennes, die ihn zum Kurs begleitet, wird ihren Eibe-Engel sogar schon für eine Engel-Ausstellung in der Pfarre Büderich zur Verfügung stellen. Viel Hilfestellung des Dozenten für den richtigen Blick und Meißel-Ansatz habe ihr geholfen, nicht "gegen das Holz zu arbeiten".

Etwas weniger Unterstützung will da Professor Dr.Dr. Wilhelm Sandmann, fast 40Jahre leitender Arzt in Gefäßchirurgie und Nierentransplantation am Universitätsklinikum Düsseldorf. Bereits 1960 hatte Sandmann in Wattenscheid einen Skulpturen-Preis für Jugendliche gewonnen.

Er hält sich bei der wichtigen oberflächlichen Anatomie in der bildenden Kunst nicht unnötig lange mit der Lehre auf, lässt sich aber dennoch gerne ein paar wegweisende Bleistiftstriche von Peter Rübsam auf den zu bearbeitenden Holzkopf zeichnen.

Tristan Hutgens, Teenager im Bunde, sammelt im Kurs auf dem Wege zum Kunststudium Bildhauer-Erfahrung und kann hier seine geballte Spontaneität ausleben: von der Ideenfindung über den hölzernen "Doppelkopf im Halbschlaf" bis zur zeitlich punktgenauen Fertigstellung um 17 Uhr des letzten Akademietages.

Von den Lieben per Gutschein geschenkte Kurse können hingegen zu einer echten Herausforderung werden. Johannes Theumert jedenfalls wird den ausgewählten, leider aber unter der Rinde vom Pilz zerfressenen Kopf aus Eiche dem Garten zurückgeben. "Allmählich vergammeln lassen und sehen, was daraus wird", sagt er keineswegs betrübt.

Katja Bornebusch, früher Realschullehrerin im Ort, ist mit ihrem Resultat ganz zufrieden, auch wenn der sich scheinbar sträubende Damentorso nicht ganz fertig wurde. "Eine sehr erfüllende Quälerei" sei es in jedem Fall gewesen.

Von Muskelbrennen und Fingerblasen können fast alle Teilnehmer ein Lied singen, sie loben dafür aber auch in hohen Tönen die umfassende künstlerische und zwischenmenschliche Betreuung - und nicht zuletzt das tägliche Angebot von kleinen, aber leckeren Mahlzeiten.