Parkgebühren: Fachmann sieht noch Diskussionsbedarf
Ein Parkraumexperte hat sich die Ortskerne von Lank-Latum, Osterath und Büderich angesehen. Im Bauausschuss wird er die Verwaltung zur Einführung von Parkgebühren beraten.
Die Meerbuscher Politik erhält jetzt bei der strittigen Frage, ob Parkgebühren eingeführt werden sollen, Beratung von außen. Der Experte Rainer Schneider aus Hannover wird im heutigen Bauausschuss (17 Uhr, Technisches Rathaus Lank-Latum) einen Vortrag halten, in dem er die Möglichkeiten der Parkraumbewirtschaftung erläutert. Schneider ist einer von wenigen Experten in Deutschland auf dem Gebiet. Bei einem Workshop vor zwei Monaten hatte Schneider die Politik schon einmal informiert. Wie aus Kreisen der wenigen Teilnehmer dieses Treffens verlautete, sieht Schneider etwa kritisch, in allen Stadtteilen gleichermaßen Parkgebühren einzuführen. Büderich ist wohl am besten geeignet. Die Brötchen-Taste für kostenfreies Kurzzeitparken sieht er ebenfalls kritisch.
Rainer Schneider, Parkraumexperte
Auch der Idee der Politik, den Samstag von den Parkgebühren auszunehmen, begegnet er offenbar skeptisch — der Samstag ist der umsatzstärkste Tag. Noch steht nicht fest, wie die Politik am Ende entscheidet. Man befinde sich in einem „intensiven Beratungsprozess“ hieß es jetzt aus Kreisen der Mehrheitsfraktionen von CDU und Grünen. Von einem radikalen Modell hat sich die Politik längst verabschiedet. Parkgebühren light — aber wo?
Konkrete Handlungsempfehlungen will Rainer Schneider selbst vor der heutigen Sitzung noch nicht öffentlich machen — er wird durch die Meerbuscher Stadtverwaltung bezahlt. Die will zuerst die Politik informiert sehen. Rainer Schneider sagt aber: „Man muss bedenken, dass Meerbusch ganz anders strukturiert ist als Städte mit einem zentralen Mittelpunkt wie Neuss oder Krefeld.“ Schneider hat sich in den vergangenen Wochen an zwei Tagen die Ortskerne in Lank-Latum, Osterath und Büderich angeschaut. Ende 2015 bereits sollte eigentlich im Meerbuscher Rat die Entscheidung fallen, Parkgebühren wieder einzuführen. Die Ratsmehrheit aus CDU und Grünen hatte sich schon darauf verständigt, an einem Dutzend größerer Plätze in Büderich, Lank und Osterath Gebühren zu kassieren. Betroffen sein sollten damals Flächen mit mehr als 30 Stellplätzen. Die SPD war dafür, Parkgebühren nur auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz einführen. Die FDP lehnte zuletzt Parkgebühren generell ab.
Mit Einnahmen von rund 100 000 Euro für den städtischen Haushalt hatten CDU und Grüne für 2016 ursprünglich gerechnet, ab 2017 soll sich die Zahl sogar verdoppeln. Offen ist aber noch, wie viel investiert werden muss. So hatte die Stadtverwaltung berechnet, dass allein eine Schrankenanlage für den Dr.-Franz-Schütz-Platz in Büderich rund 150 000 Euro kosten würde. Rainer Schneider sagt, dass die Politik auch entscheiden müsse, ob sie die Parkraumbewirtschaftung selbst übernimmt oder sie durch eine Fremdfirma ausführen lässt.
Parkanlagen mit mehr als 30 Stellplätzen — in Büderich wären dies neben dem Dr.-Franz-Schütz-Platz (280 Stellplätze) der Parkplatz Holbeinstraße (50 Parkplätze) sowie die Parkstreifen entlang der Büdericher Allee 2—37 (34 Stellplätze) und der Oststraße 1—27 (35). In Osterath wären es die Parkplätze Fröbelstraße (56), Schützendelle (47), Rudolf-Bartels-Platz (37) und Am Plöneshof (34) plus die Parkstreifen entlang der Meerbuscher Straße 30—57 (30 Stellplätze). In Lank-Latum wären es vier Parkplätze: Schulstraße (37), Mathias-von-Halberg-Straße (37), Gonellastraße (gegenüber dem Supermarkt, 35) sowie der Parkplatz Am Ismerhof (37 Stellplätze). Denkbar wären auch die Parkstreifen Mathias-von-Halberg-Straße 1—6 (dort finden 53 Autos Platz) sowie die Ecke Mörikestraße 1—2 und Fronhofstraße 15—20 mit zusammen 44 Stellplätzen.