Pläne für den Kulturpfad Am Latumer See tut sich etwas

Meerbusch · Die kleine Brücke am Ostufer wurde abgerissen und neu gebaut. Zugleich laufen die Planungen für den Kulturpfad.

Rund um den Latumer See soll ein Kulturpfad mit bis zu zehn Kunstwerken entstehen.

Foto: RP/Dominik Schneider

Die Pläne für den Latumer See sind alt und ausführlich. Im Naherholungsgebiet im Südwesten von Lank soll ein Kulturpfad entstehen, der einmal um den ehemaligen Baggersee herumführt. Zahlreiche Installationen und Skulpturen sollen den Weg säumen und für die Menschen im Stadtteil, aber auch aus anderen Orten einen attraktiven Anlaufpunkt schaffen, um dort Kultur und Natur genießen zu können.

Soweit die Pläne, die federführend durch den Meerbuscher Kulturkreis MKK und den Heimatkreis Lank vorangetrieben und 2018 zum ersten mal politisch diskutiert wurden. Auch wenn Politik und Stadt dem Projekt aufgeschlossen gegenüberstehen, hat sich seither nicht viel getan. Seit 2021 steht die Skulptur Phoibos des Meerbuscher Künstlers Tristan Ulysses Hutgens am Seeufer, seither stockt das Projekt jedoch.

Nun jedoch könnte es bald weitergehen – zumindest für die zweite Skulptur werden die Pläne konkreter. Wie Lothar Beseler, Vorsitzender des Meerbuscher Kulturkreises, den Ausschüssen für Klima, Umwelt und Bau sowie Kultur vorstellte, könnte eine Plastik des Meerbuscher Künstlers Will Brüll von Osterath an den Lanker See verlegt werden. Aufgestellt werden könnte diese an der Kreuzung, an der der Weg vom Wohngebiet und Bewegungspark auf den Rundweg am Seeufer trifft. „Wir wollen hier eine schöne Verbindung von Natur und Kultur schaffen und sind damit auch an Künstler herangetreten“, so Beseler.

Problematisch könnte jedoch die Finanzierung werden. Geplant sind noch neun Werke am See – dies, so habe die Kulturstiftung des Kreises, die das Projekt unterstützt, dem Kulturkreis mitgeteilt, sei so nicht zu finanzieren. Stattdessen, so die Idee der Projektgruppe des Heimatkreises, könne man wechselnde Kunstwerke zeigen, die temporär aufgestellt werden und den jeweiligen Künstlern die Möglichkeit geben, ihre Arbeiten zu präsentieren. „So könnten wir den Kunstpfad dynamisch statt statisch gestalten“, so Beseler. Für ihn ist die Besonderheit des Projekts die wunderbare Umgebung. „Der Latumer See macht unseren Kulturpfad wertvoller und schöner als andere Skulpturenparks“, so der MKK-Vorsitzende. Wie dieser genau aussehen soll, ist aber noch offen, etwa ist noch nicht geplant, welche Kunstwerke den See umrahmen sollen. Ein Stück will auch der Lanker Heimatkreis zum Kunstpfad beitragen, dieses soll im See platziert werden. Klar ist, dass es maximal zehn Installationen seien sollen. Darüber hinaus sind begleitende Maßnahmen geplant, so könnte stellenweise das Ufer zugänglich gemacht und mehr Parkraum geschaffen werden, aber auch eine Aufforstung ist im Konzept des Kulturkeises enthalten.

Kritik an diesen Plänen kommt hingegen von Anwohnern, die sich zum Aktionsbündnis Latumer See zusammengeschlossen haben. Sie befürchten, dass durch die zusätzlichen „Attraktionen“, wie es eine Vertreterin der Bürger nennt, das Gebiet überlaufen würde. Bereits jetzt bestehe ein hoher Druck durch Hunde und Spaziergänger auf die lokale Flora und Fauna. Mit noch mehr Besuchern, so fürchtet das Aktionsbündnis, könnte die Natur hier weiter geschädigt werden, auch bedrohte Arten wären betroffen.

Am Ostufer wurde
die „kleine Brücke“ abgerissen

Tatsächlich ist die Frage nach dem Naturwert am Latumer See auch bei Experten umstritten. Zwei entsprechende Untersuchungen des Geländes liegen vor, durchgeführt zum einen durch das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (Lanuv), zum anderen durch die Biologische Station im Rhein-Kreis Neuss mit Sitz in Dormagen-Knechtsteden. Beide Gutachten weisen dem Latumer See sowohl für die Freizeitnutzung als auch für die Natur einen hohen Wert aus, kommen dabei jedoch zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das Lanuv empfiehlt, den See als Naturschutzgebiet auszuweisen – damit wären größere Eingriffe nicht  vorgesehen. Die Biologische Station sieht hingegen die Kriterien dafür nicht gegeben. Zudem verringere der Latumer See seit 40 Jahren den Besucherdruck in anderen Gebieten in der Region mit höherem Schutzstatus, weshalb eine Ausweisung als Naturschutzgebiet nicht wünschenswert sei. Aktuell schließt sich am Westufer hinter dem Rundweg ein Landschaftsschutzgebiet an, welches weniger streng geschützt ist als ein Naturschutzgebiet.

In der Politik stimmt die Mehrheit für die Planungen des Kulturpfads, betont allerdings, dass eine Umweltverträglichkeit von Bedeutung ist. Joachim Quass von Grün-alternativ sagt: „Wir wollen das Projekt mit den geringsten Eingriffen in den Naturschutz – das sollte aber gelingen. Georg Neuhausen von der SPD sieht keine Gefahr, dass der Latumer See durch einen Kunstpfad überlaufen wird. „Wir sollten das Projekt bald mit Leben füllen, damit es nicht in Vergessenheit gerät.“ Warnend äußert sich derweil Grünen-Politikerin Astrid Hansen: „Der Latumer See ist der einzige Baggersee, der der Stadt gehört und wo wir direkt Einfluss auf die Erhaltung des Biotops nehmen können. Er ist ein wichtiger Faktor im Klimawandel. Bereits jetzt fehlen teils Ruhebereiche für Tiere – der Druck auf die Natur darf nicht zu groß werden.“ Schließlich entschieden sich die Politiker dafür, dass der MKK seine Planungen zum Kulturkreis fortsetzen darf – allerdings werden weitere Maßnahmen vor der Umsetzung mit den jeweiligen Ausschüssen abgestimmt. Wann daher die nächsten Schritte konkret gegangen werden, ist unklar.

Derweil geht ein anderes Projekt am Ostufer des Sees voran. Dort wurde die „kleine Brücke“ abgerissen, der Rundweg ist aktuell nicht vollständig zu begehen. An der Stelle soll ein neues Bauwerk entstehen – eine Konstruktion aus Holz und Stahl, finanziert vom Heimatkreis Lank. Dieser hat angeboten, den Neubau zu übernehmen und das Ergebnis der Stadt zu schenken, auch, um diese in der aktuellen schwierigen Haushaltslage zu entlasten. Diese Vereinbarung wurde im März dieses Jahres getroffen. Bereits 2021 hatte der Heimatkreis die Talbrücke einige hundert Meter weiter auf eigene Kosten ersetzt – diese war marode, seit 2014 für die Fußgänger gesperrt. Aus dem Holz der alten Brücke wurde eine Skulptur angefertigt, die jetzt vor Ort steht. Etwas Ähnliches könnte auch mit dem Material der nun abgerissenen, kleinen Brücke entstehen. Uneinigkeit hatte es im Vorfeld über den Beginn der Arbeiten gegeben. Dieser muss im Sommer liegen, da nur dann Bodenbeschaffenheit und Wasserstand die Arbeiten erlauben. Vor allem die Grünen-Fraktion hatten für einen möglichst späten Baubeginn plädiert, um Rücksicht auf die Tier- und Pflanzenwelt zu nehmen. Mit dem jetzigen Start im September wurde ein Kompromiss gefunden. Einen offiziellen Termin, wann die neue Brücke fertig sein wird, gibt es noch nicht.