Plan sieht gezielte Überflutung Ilverichs vor
Dieses Szenario ist Teil des Landesentwicklungsplans, um eine Springflut zu verhindern, sollte sich ein Jahrhunderthochwasser ereignen. Die Stadt hat ihre Einwände dagegen formuliert.
Wo sich das „Klärwerk Düsseldorf-Nord“ am tiefsten Punkt der Ilvericher Altrheinschlinge befindet: Wassermassen aus dem Rhein. Wo unweit davon die Flughafenbrücke in den A44-Tunnel führt: Wassermassen aus dem Rhein. So könnte es im Fall eines Jahrhundert-Hochwassers kommen, wenn sich das Land NRW mit seinem Plan durchsetzt. Die Staatskanzlei besteht nach Angaben der Meerbuscher Stadtverwaltung längerfristig auf der Möglichkeit, den Deich im Bereich der Ilvericher Altrheinschlinge zurückzuverlegen. Ziel: Bei extremen Hochwasserereignissen sollen so die Wellenscheitel beherrschbar gemacht werden. So steht es im überarbeiteten Entwurf des Landesentwicklungsplans, zu dem die Stadtverwaltung jetzt eine Stellungnahme abgegeben hat.
Vor rund zwei Jahren hatte die Staatskanzlei den ersten Entwurf des Landesentwicklungsplans vorgelegt. Damals gab die Stadt Meerbusch eine negative Stellungnahme ab. „Innerhalb des dargestellten Überschwemmungsbereiches liegen Tunnelbauwerke der A44 sowie direkt angrenzend die Kläranlage“, schrieb Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage (CDU) noch im vergangenen Jahr, als die umstrittene Idee auch im Entwurf des Regionalplans auftauchte. „Eine Überflutung der Bauwerke und der Klärbecken kann nicht ernsthaft gewollt sein.“ Sie hält es für ausgeschlossen, dass die Ilvericher Altrheinschlinge für den Wasserrückhalt genutzt wird — zumal der Deichverband den Rheindeich erst kürzlich vollständig neu errichtet hat.
Bei einer Deichrückverlegung würden zudem in erheblichem Umfang landwirtschaftlich genutzte Flächen vorübergehend nicht genutzt werden können, kritisierte die Bürgermeisterin. „Durch anhaltende mehrwöchige Überschwemmung wäre mit dem Verlust derzeit vorhandener, wertvoller Biotope zu rechnen.“ Meerbuschs Technischer Beigeordneter Michael Assenmacher hat nun die zweite Stellungnahme der Stadt zum Landesentwicklungsplan an die Bezirksregierung geschickt und macht darin erneut die Bedenken der Stadt deutlich.
„Auch wenn eine Flutung der Ilvericher Altrheinschlinge nach Angabe der wasserwirtschaftlichen Fachplanung nur sehr selten stattfände, war und ist auch heute erkennbar, dass an den vorhandenen Nutzungen sowie den angrenzenden Siedlungsbereichen bauliche Eingriffe notwendig werden und erhebliche Schäden entstehen würden“, heißt es in dem Schreiben. Bereits vor 20 Jahren habe das NRW-Umweltministerium eine Vorstudie zur Altrheinschlinge als möglicher Wasserrückhalteraum in Auftrag gegeben. „Bereits im damaligen Verfahren konnte eine nachhaltige Nutzung nicht erkannt werden.“
Assenmacher ist zuversichtlich, dass die Staatskanzlei die Bedenken der Stadt ernst nimmt und den Landesentwicklungsplan noch ändert. „Bislang wurden die Einwendungen immer ernst genommen“, sagt er. Und sollte die Altrheinschlinge doch als Überflutungsgebiet im Plan bleiben? „Dann würde unsere Stadt Rechtsmittel einlegen.“