Ausbildung in Meerbusch Lotse hilft beim Berufseinstieg

Meerbusch · David Pfeil arbeitet bei der IHK Mittlerer Niederrhein. Er bringt Unternehmen zusammen mit Geflüchteten, die eine Ausbildung machen wollen. Auch Meerbuscher Firmen sind interessiert. Die Zahl der Vermittlungen könnte aber noch höher sein.

IHK-Willkommenslotse David Pfeil geht auch aktiv auf Betriebe zu. Die Zahl der Vermittlungen könnte in Meerbusch aber höher sein.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Seit fast drei Jahren bringt David Pfeil kleine und mittelständische Unternehmen aus der Region zusammen mit Geflüchteten, die eine Ausbildung beginnen möchten. Der Fachmann berät, informiert, organisiert, begleitet – und im Idealfall steht am Ende eine erfolgreiche betriebliche Integration.

An jeden seiner „Kunden“ kann Pfeil sich trotz der mittlerweile vielen erfolgreichen Vermittlungen gut erinnern. So auch an die Bauingenieurin und zweifache Mutter aus dem Irak, die mit über 40 Jahren in Meerbusch eine Ausbildung als Bauzeichnerin begonnen hat. „Bei ihr hatte ich sofort ein gutes Gefühl“, erzählt der Willkommenslotse der Ausbildungs-GmbH der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein. Hier betreut er Unternehmen im Rhein-Kreis Neuss, in Mönchengladbach, Krefeld und im Kreis Viersen.

Bereits seit 2016 läuft bei der IHK Mittlerer Niederrhein das Projekt „Willkommenslotsen“, das durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert wird. „Ich verstehe mich als Berater und Vermittler, als Schnittstelle zwischen Betrieben und Geflüchteten“, beschreibt Pfeil seine Aufgaben. Der Fokus seiner Arbeit liegt auf der passgenauen Vermittlung von Ausbildungssuchenden in ein Unternehmen. Wobei sich einige Geflüchtete anfangs nur schwer mit einer Ausbildung anfreunden konnten und lieber sofort arbeiten wollten, so die Erfahrung von Pfeil. Manche würden nicht verstehen, warum sie beispielsweise als Lagerarbeiter überhaupt eine Ausbildung machen sollen. „Aber eine Ausbildung ist eine Qualifikation für die Zukunft.“ Noch dazu sei das deutsche duale Ausbildungssystem einzigartig. Pfeil: „Mag sein, dass man während der Ausbildung weniger verdient als beim Jobben, aber danach macht sich die Ausbildung auf jeden Fall bezahlt.“

Der Fachkräftemangel ist durch Corona noch größer geworden

Und der Fachkräftemangel in der Region ist groß, weiß der Willkommenslotse. „Und während der Pandemie ist er noch größer geworden.“ Speditionen etwa suchen Berufskraftfahrer, im Bereich Lager/Logistik sind viele Stellen frei, und natürlich in der Gastronomie: „Köche wurden schon vorher dringend gesucht, jetzt werden es immer mehr, weil sich viele im Lockdown einen neuen Job gesucht haben.“

Das Interesse der Betriebe am Lotsen-Projekt sei zum Start im Jahr 2016 extrem groß gewesen, seit 2017 habe es sich auf einem konstant hohen Niveau eingependelt. Auch Unternehmen aus Meerbusch kooperieren bereits seit 2016 mit den Willkommenslotsen der IHK. „Das Interesse in Meerbusch ist auf jeden Fall da. Aber was die Vermittlungen angeht, könnten es im Vergleich zu den anderen Kommunen mehr sein“, so Pfeil. Derzeit berät er einige Meerbuscher Einzelhandelsunternehmen. Bei sämtlichen Vermittlungen sei die Sprache der Schlüssel, betont David Pfeil. „Selbst wenn die Geflüchteten in ihrer Heimat hoch qualifiziert sind, bekommen sie hier große Probleme bei der Stellensuche, wenn sie die Sprache nicht beherrschen.“

Die Arbeit des Willkommenslotsen besteht grob gesagt aus drei Bausteinen: Er kümmert sich um die Aufenthaltspapiere und alle rechtlichen Fragen. „Dazu ist viel Rücksprache mit den Ausländerbehörden nötig“, erklärt Pfeil. Er sorgt dafür, dass bei den Geflüchteten die nötigen Sprachkenntnisse vorhanden sind und vermittelt möglicherweise vorab ein Praktikum im Betrieb. Außerdem informiert er Unternehmen und Geflüchtete über Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten. Sein Netzwerk ist groß: Das sind neben Ämtern und Firmen verschiedene Bildungsträger und Beratungsstellen, aber auch Förderklassen in Berufskollegs und Organisationen wie Caritas, Diakonie und AWO.

Im Jahr 2021 hat Willkommenslotse David Pfeil überwiegend männliche Geflüchtete vermittelt, diese waren mehrheitlich zwischen 18 und 24 Jahre alt und syrischer Herkunft. „Viele sind gering qualifiziert, die meisten haben jedoch einen Schulabschluss“, berichtet David Pfeil, der zuvor in der Flüchtlingsbetreuung gearbeitet hat. Um für die Arbeitssuchenden eine passende Qualifizierungsmöglichkeit zu finden, geht er auch aktiv auf die Betriebe zu. Außerdem bietet er regelmäßig Telefon-Hotlines für Unternehmen an. „Wir wollen interessierte Unternehmen vor allem auf die zahlreichen Möglichkeiten und Bedingungen für eine betriebliche Integration hinweisen.“

Viele Geflüchtete seien jung und hoch motiviert. David Pfeil ist es wichtig, dass die Vermittlung nachhaltig und für beide Seiten von Dauer ist. Eine große Unterstützung könne dabei das „Patenmodell“ sein. Dabei kümmern sich Fachleute, die schon in Rente sind, ehrenamtlich um die Geflüchteten. „In diesem Bereich werden dringend noch Leute gesucht“, sagt Pfeil.