Kindergartenplätze in Meerbusch Stadt plant Interims-Kitagruppen

Kinder werden bis zum Ausbau des Angebots in provisorischen Gruppen betreut.

Anstelle des Pfarrhauses an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße soll nach dessen Abriss die Kita „Schatzkiste“ einen Anbau erhalten. Dort sollen vier zusätzliche Gruppen unterkommen.

Foto: RP/Anke Kronemeyer

Kita-Plätze in Meerbusch sind begehrt – und rar. Entsprechend verunsichert und verärgert sind Eltern, die vergeblich auf einen Platz gehofft haben. So spricht eine Mutter aus Osterath, deren 2016 geborener Sohn mit zwei Jahren zum ersten Mal abgelehnt wurde, sogar von einer „absoluten Fehlplanung“.

Nach der ersten Absage, so berichtet sie, habe man ihr versichert, dass dies im Folgejahr nicht mehr passieren werde. Nur deshalb habe sie keinen Anwalt eingeschaltet. „Nach unzähligen schlaflosen Nächten“, erzählt sie, kam dann Anfang des Jahres der Schock: Ihr Sohn wurde wieder abgelehnt. Im Mai erfuhr sie beim Jugendamt, dass ihr Sohn für eine provisorische Gruppe eingeplant sei. Genaueres über das Konzept oder die Stundenzahl konnte man ihr damals nicht sagen. Glücklicherweise sei sie aktuell mit dem zweiten Kind in Elternzeit. Dennoch fragt sie: „Wie stellt sich das die Stadt mit arbeitenden Eltern vor?“

Der enorme Bedarf an Kita-Plätzen ist der Verwaltung bekannt, die Stadt sucht nach Lösungen, neue Kindertagesstätten sind geplant: In Büderich an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße und am Laacher Weg etwa sind zwei neue Kitas geplant, eine dritte soll in Osterath entstehen und im April 2020 bezugsfertig sein. Damit will die Stadt auf die große Nachfrage reagieren. Außerdem gibt es in vielen Kitas Überbelegungen, maximal zwei Kinder pro Gruppe sind zulässig. „Das machen wir in fast allen Kitas, in denen es möglich ist“, sagt Peter Annacker, Bereichsleiter Soziale Hilfen und Jugend. Bis die Kinder die Räume in den geplanten Neubauten nutzen können, werden einige ab August auch in neu eingerichteten Übergangsgruppen in bestehenden Kitas untergebracht.

Eltern hatten sich im April über die Übergangslösung beschwert

Das hatte in einer Sitzung des Jugendhilfeausschusses im April bereits für Ärger gesorgt. Dort hatten sich Eltern beschwert, die befürchteten, dass die Kitas dann überfüllt und die Erzieher überlastet seien. Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage hatte damals schon versprochen: „Wenn eine zusätzliche Gruppe eingerichtet wird, wird immer auch zusätzliches Personal eingestellt.“ Doch Erzieher sind aktuell Mangelware auf dem Arbeitsmarkt.

Mittlerweile gab es in Abstimmung mit der Heimaufsicht des Landschaftverbandes Rheinland (LVR) mehrere Besuche in den Kitas, in denen zusätzliche Plätze entstehen sollen. Das sind die Ergebnisse:

In Strümp kommen 15 Kinder in einer provisorischen Gruppe in der Kita „Schatzinsel“ unter. Die Kinder sollen im Frühjahr 2020, wenn die neue Kita in Osterath am Schweinheimer Kirchweg (Träger ist der OBV) fertig sein soll, dorthin wechseln. Dies löst die Probleme für Osterather Familien, hofft die Stadt. In der katholischen Kita St. Nikolaus, auch in Osterath, werden ab August ebenfalls zehn Plätze geschaffen. Dort entsteht allerdings keine zusätzliche Gruppe, die Kinder werden in das offene pädagogische Konzept integriert und können ihre gesamte Kita-Zeit in St. Nikolaus verbringen.

In der städtischen Osterather Kita „Rasselbande“ sollen aktuell nur noch zwölf statt 15 provisorischen Plätzen eingerichtet werden. Sonst wäre es dort zu eng geworden, hatte die Heimaufsicht bemängelt. Diese zwölf Plätze sollen ab 2020 ebenfalls in die neue Kita am Schweinheimer Kirchweg übergehen.

Auch in Büderich muss die Stadt vorerst improvisieren. Für den Raum der katholischen Kirchengemeinde St. Mauritius und Heilig Geist an der Karl-Arnold-Straße gaben Landesjugendamt und die Meerbuscher Bauverwaltung aber kein grünes Licht für zusätzliche Gruppen. „Aus brandschutztechnischen Gründen konnte keine Betriebserlaubnis in Aussicht gestellt werden“, heißt es in der Beschlussvorlage. In der evangelischen Kirchengemeinde an der Karl-Arnold-Straße wäre hingegen „mit baulichen Anpassungen“ grundsätzlich ein weiteres Provisiorium möglich. Aber die Stadt wolle zuerst abwarten, wie sich die Eltern bei der Anmeldung verhalten, „insbesondere vor dem Hintergrund der in Aussicht stehenden neuen Kita in Büderich zum Kita-Jahr 2020/21.“

Die Büdericher Kinder sollen
2020 in die Neubauten wechseln

Im „alten“ Sonnengarten gibt es bereits seit dem Kita-Jahr 2016/17 provisorische Plätze, und zwar als Dependance der städtischen Kita „Lummerland“. In der Vorlage heißt es dazu: „In Absprache mit dem Landesjugendamt ist zunächst eine Ausweitung dieser Plätze von bisher 60 auf nunmehr 90 Kinder zu realisieren, bevor weitere Einzellösungen in anderen Provisorien umgesetzt werden.“ Die Büdericher Kinder aus den „Notgruppen“ sollen dann im nächsten Jahr in die geplanten Neubauten wechseln.

Und das ist der Stand zu den Kita-Neubauplänen: Für den Anbau für vier Gruppen an die evangelische Kita „Schatzkiste“ an der Dietrich-Bonhoeffer-Straße gibt es derzeit noch Abstimmungsbedarf mit der Kirchengemeinde, und zwar bezüglich der erforderlichen Verträge und Vereinbarungen, teilt die Stadtverwaltung mit. Zwischen Stadt und Kirchengemeinde soll ein Erbbaurechtsvertrag abgeschlossen werden, das hatte der Rat beschlossen. Die Stadt ist Bauherr und später auch Eigentümer der neuen Kita; Träger wird die evangelische Kirchengemeinde Büderich sein.

Für die zweite in Büderich geplante Kita (am Laacher Weg/Ligusterweg hinter dem Mataré Gymnasium) gab es nun die Ausschreibung. Läuft alles nach Plan, dann sollen die sechs neuen, städtischen Gruppen rechtzeitig zum Kita-Jahr 2020/21 fertig sein. Künftiger Träger sind die „Kinderzentren Kunterbunt“.

Die Kita am Schweinheimer Kirchweg erwartet den Bauantrag

In Osterath sind die Pläne schon weiter: Für die sechsgruppige Kita am Schweinheimer Kirchweg kann jetzt der Bauantrag gestellt werden, das Raumprogramm wurde mit dem Landesjugendamt bereits endgültig abgestimmt. „Das Ziel die Eröffnung im Frühjahr 2020 – ist realistisch“, sagt Annacker. Die Voraussetzungen für den Abschluss des Mietvertrags mit dem OBV als Träger werden aktuell geschaffen. Für den OBV ist das übrigens nicht die erste Kita, für die er die Trägerschaft übertragen bekommt. Der OBV betreibt schon seit 2014 die Kita „Schatzinsel“ in Strümp.

Peter Annacker weiß um die Sorgen der Eltern, sagt aber auch: „Wir haben die Rückmeldung, dass alle Eltern mit Kindern über drei Jahren, die einen Platz wollen, versorgt sind.“ Er will auch nicht von „Notgruppen“ sprechen. Annacker: „Wir haben schließlich konkrete Pläne. Die provisorischen Gruppen, die nun entstehen, sind Übergangslösungen.“