Schulprojekt in Meerbusch Manege frei für die kleinen Artisten
Meerbusch · Für zwei Wochen gastiert der Kinder-Mitmach-Zirkus aus Xanten auf dem Schulhof der Brüder-Grimm-Grundschule.
Vor der glamourösen Premiere fließt bei jedem richtigen Artisten viel Schweiß und Fleiß. Das merken seit Montag auch die Schüler der Brüder-Grimm-Grundschule in Büderich. Auf ihrem Schulhof an der Büdericher Allee gastiert für zwei Wochen der Kinder-Mitmach-Zirkus Jonny Casselly junior. Die Mädchen und Jungen tauschen ihre Klassenzimmer gegen das große Zelt mit der wunderbar blauen Zirkuskuppel.
„Am Wochenende haben die Eltern gemeinsam mit der Familie Casselly das geräumige Zelt in über fünfstündiger Arbeit aufgebaut“, berichtet Schulleiterin Stephanie Pieper. Als die Kinder am Montag zur Schule kamen, staunten sie nicht schlecht, Zelt, Vorzelt und die großen Trucks auf dem Schulhof zu sehen. Richtig eingefangen wurden die Kinder dann von den Artisten der Zirkusfamilie um Jonny Casselly. Sie demonstrierten in der Manege, was die Schüler in vier Tagen erlernen sollen, bis am Freitag die große Generalprobe sowie Freitag und Samstag die drei Shows mit jeweils 100 Kindern stattfinden.
Die rund 300 Schüler der Büdericher Grundschule konnten sich aussuchen, welcher der neun Artistengruppen sie sich anschließen wollten: Jongleure, Zauberer, Trapezkünstler, Bodenakrobaten, Showtänzer, Clowns, Trampolinspringer, Fakire, Alte Akrobaten. Schnell waren die Rollen verteilt und die Proben konnten beginnen. „Wir arbeiten mit kaltem Feuer“, erzählt stolz der kleine Fakir Theo aus der zweiten Klasse. Er traut sich sogar, das Feuer in den Mund zu nehmen und es über seine Haut zu führen. Schwester Theresa aus der Klasse vier schwebt hoch unter der Kuppel am Trapez. „Unsere Mama hat sich schon Sorgen gemacht, dass Theo sich verbrennt oder ich abstürze“, sagt sie lachend. Doch dass nichts passiert, dafür sorgen die Zirkusartisten der Familie Casselly. Emma und Süheyla sind sehr sportlich – Tischtennis, Turnen und Tanzen – deshalb sind sie auch bei den Bodenakrobaten und bilden eine Löwenpyramide. An der Spitze steht natürlich Emma mit der guten Körperspannung. Viertklässler Ruigi springt wie ein Profi auf dem Trampolin herum, macht Rollen und springt sogar über ein anderes Kind. Er war schon auf einem Spieltrampolin, aber solche Kunststücke hat er noch nie vorher gemacht.
Bis zur Premiere wird fleißig geübt. Für die Shows bekommen die Kinder tolle Kostüme, werden von den Lehrern geschminkt und frisiert, laufen vor ganz großem Publikum in die Manege ein. Der Applaus der Eltern ist ihnen schon gewiss.
„Fünf Jahre haben wir auf den Zirkus warten müssen“, sagt Stephanie Pieper. 2018 hatte sie mit der St. Mauritius Schule den Zirkus gebucht und war so begeistert von dessen Arbeit mit den Jungen und Mädchen, dass die beiden Schulleiterinnen beschlossen: Dieses einmalige Erlebnis soll jedes Grundschulkind in seiner Laufbahn einmal erleben. „Als wir erneut für in vier Jahren buchen wollten, war der Zirkus schon ausgebucht“, sagt Pieper. Und so mussten die beiden Schulen fünf Jahre auf den Mitmach-Zirkus warten.
Finanziert wird das Projekt von den Fördervereinen der beiden Schulen und durch den Kartenverkauf – einzelne Karten gibt es noch an der Tageskasse für zehn Euro. Durch die gemeinsame Buchung sei das Projekt zu stemmen, wissen Schulleiterin Pieper und Simone Huckriede von der St. Mauritius Schule, die das Zelt in der kommenden Woche von der Kollegin übernimmt.
Auch das Lesen, Schreiben und Rechnen kommt in der Projektwoche nicht zu kurz. „Wir arbeiten projektbezogen, die Kinder schreiben Tagebücher und jonglieren mit Zahlen“, sagt Pieper. Viel wichtiger sei, dass die Kinder in der Zirkuszeit wachsen, sie gewinnen Selbstbewusstsein und gehen mit leuchtenden Augen durch die Woche. Die leuchtenden Augen haben auch die Lehrer und Eltern, die ihre Kinder in einer ganz neuen Rolle entdecken können.