Standort des Stadtarchivs bleibt erhalten
Für die nächsten zehn bis 15 Jahre reicht der Platz des Stadtarchivs für alle Unterlagen aus der Vergangenheit aus. Das ist Ergebnis einer gutachterlichen Untersuchung, die jetzt vorgestellt wurde.
Es war nur ein Gedankenspiel: Soll das Stadtarchiv seine Räume in Büderich verlassen, sich in die Obhut des Kreises Neuss begeben und eventuell in ZonDEs eine neue Heimat finden? Es bleibt bei dem Gedankenspiel: Das Stadtarchiv zieht nicht um, bleibt, wo es ist. „Die Räume reichen mindestens für zehn oder 15 Jahre noch aus“, schreiben die Experten der Archivberatungsstelle des Landschaftsverbandes Rheinland in ihrer Stellungnahme. Sie haben sich das gut 560 Quadratmeter große Archiv in den früheren Schulräumen an der Karl-Borromäus-Straße mehrfach angesehen und ihre Analyse auf mehreren Seiten untermauert. Politiker des Hauptausschusses wurden jetzt über das Ergebnis informiert.
An erster Stelle des Gutachtens findet sich ein großes Lob: „Das Stadtarchiv Meerbusch ist eine von der Verwaltung und vor allem auch der Bevölkerung sehr gut angenommene Institution, die ihren gesetzlichen Auftrag trotz knapper Personalressourcen erfüllt, durch eine exzellente Überlieferungsbildung besticht und in der historischen Bildungsarbeit Hervorragendes leistet.“ Die Räumlichkeiten würden den funktionalen Anforderungen, entsprechen, die Aufnahmekapazitäten im Magazin reichen für die kommenden 10 bis 15 Jahre, die Lagerungsbedingungen lassen sich mit relativ geringem Aufwand optimieren. Das heißt: Es müsse etwas am Raumklima und an den Versorgungsleitungen getan werden, damit die Akten keinen weiteren Schaden nehmen und auch für die Zukunft erhalten werden können. „Die Kosten dafür sind aber überschaubar“, so Jürgen Wirtz von den Zentralen Diensten.
Vor allem die Papiere aus den Nachkriegsjahren müssen entsäuert werden, erklärt Archivleiter Michael Regenbrecht. Dafür werde Geld in den städtischen Etat für 2018 eingestellt. Pro Jahr wird mit rund 2500 Euro für diese Arbeiten gerechnet. Außerdem rechnet man mit einem Zuschuss.
Regenbrecht, seit 17 Jahren für das Archiv zuständig, ist der einzige Archivmitarbeiter, der volle Stundenzahl arbeitet. Eine weitere Kraft arbeitet auf einer halben Stelle. Hier empfehlen die externen Archivexperten auch, die Stelle aufzustocken. Großes Thema auch für dieses Archiv: die Digitalisierung. Je mehr vom Archivmaterial digitalisiert ist, um so mehr Platz wird für neue Unterlagen geschaffen. Geplant ist, innerhalb der nächsten drei Jahre ein so genanntes Datenmanagementsystem (DMS) einzuführen, durch das eine papierlose Übergabe an das Stadtarchiv erfolgen könnte.
Im Archiv lagern Urkunden aus vielen Jahrhunderten, Unterlagen aus Kirchen und Pfarrgemeinden, Familienarchive, Nachlässe, historische Plakate, Zeitungen, ortsgeschichtliche Sammlungen, Postkarten, Fotos und unterschiedliche Tonträger zu historisch-politischen Themen, aber auch sämtliche Amtsdrucksachen aus der Verwaltung.
Die Besucherzahl steigt von Jahr zu Jahr: Von 774 Besuchern im Jahr 2009 wurden im vergangenen Jahr bereits 1054 Besucher gezählt.
Viele Nutzer betreiben Ahnenforschung, andere interessieren sich für geschichtliche Zusammenhänge von Meerbusch. Es kommen aber auch viele Schüler, die für Projekte im Unterricht forschen. Zusätzlich ist das Archiv Anlaufstelle für Studenten, die dort Praktika absolvieren.
Öffentlichkeitsarbeit ist für Michael Regenbrecht ein wichtiges Thema: So bestehe die Gefahr, dass das Archiv verwaltungsintern ein „unbekanntes Wesen“ bleibe, schreibt er in einem Aufsatz — und tut alles dafür, um das Archiv innerhalb des Rathauses, aber auch außerhalb bekannter zu machen. Zuletzt war er zum Beispiel durch die Organisation der Ausstellung „850 Jahre Kloster Meer“ erfolgreich, die von knapp 2000 Besuchern angesehen worden ist.