Stolpersteine in Osterath
Auf Initiative von Sylvia Reinders wird an das Schicksal von 14 Juden erinnert.
Osterath. Nicht am 11. Dezember, dem 70. Jahrestag der Deportation der Osterather Juden durch die Nationalsozialisten, sondern einen Tag zuvor wird in Osterath an dieses Ereignis erinnert. Der Künstler Günter Demnig verlegt zum Gedenken an die Menschen Stolpersteinen, bronzene Platten, die vor den Hauseingängen an die ehemaligen Bewohner erinnern.
Von der Grausamkeit waren 26 Juden in Osterath betroffen. Für jeden Menschen ein Stein — das ist das Prinzip Demnigs. In Osterath werden nur 14 Steine in den Boden eingelassen. Vier Hausbesitzer haben ihre Zustimmung zu dem symbolischen Gedenken bisher verweigert.
Konsequent hat die Initiatorin Sylvia Reinders das Projekt vorangetrieben, das vom Verein Pro Osterath moralisch und finanziell unterstützt wird. Weder die umfangreichen technischen und formalen Auflagen noch das Widerstreben Betroffener ließen sie mutlos werden. Die Kontaktaufnahme sei oft schwierig gewesen, viel Überzeugungsarbeit notwendig gewesen, berichtet Sylvia Reinders im Kulturausschuss. Auch die Hausbesitzer hätte sie erst überzeugen müssen. Viermal ist es ihr gelungen.
Angst vor Gerede oder Rechtsradikalen hielt die anderen zurück, oder auch der Wunsch nach Vergessen. „Das ist doch schon so lange her“, hörte Reinders nicht nur einmal.
Ihr war das Gedenken eine Herzensangelegenheit. Gerade junge Menschen fragten viel nach der Vergangenheit, „anders als ich früher“, erzählt Reinders. „Ich bin stolz darauf, an 14 Menschen erinnern zu können.“ Der Furcht mancher Gesprächspartner vor einer Verurteilung durch die jüngere Generation hält sie entgegen: „Schuldig fühlen müssen sich nur die, die wegschauen.“
Lob und Anerkennung äußerten die Kulturpolitiker für das beispielhafte Engagement: Das „historische Gedächtnis“ Osteraths (Mike Kunze, CDU), eine „lebendige Erinnerung“ (Nicole Niederdellmann-Siemes, SPD) sei gefunden worden. „Ich bewundere ihre Hartnäckigkeit“, betonte der Ausschussvorsitzende Franz-Josef Radmacher. „Da muss man ein dickes Fell haben und kann schnell entmutigt werden.“