Unterwegs mit Besuchern aus Japan

Der Bürgermeister von Meerbuschs Partnerstadt Shijonawate ist vier Tage lang mit einer Delegation zu Gast.

Foto: Kronemeyer

Für Kenji Fuyi (15) war es gestern ein ganz besonderer Tag: Der deutsch-japanische Schüler des Städtischen Meerbusch-Gymnasiums hatte die ehrenvolle Aufgabe, die Rede von Schulleiterin Dorothee Schiebler ins Japanische zu übersetzen. Sehr zum Wohlgefallen des Mannes, des gestern dort im Mittelpunkt stand: Shuhei Azuma, Bürgermeister von Meerbuschs Partnerstadt Shijonawate. Der Gast verstand so alle Grußworte und applaudierte begeistert. Kenji fiel natürlich ein Stein vom Herzen.

Foto: Kuhs

Azuma und die komplette Delegation hatten gestern einen proppevollen Tag zu absolvieren: Die erste Station führte sie in die Martinus-Grundschule. Die Kleinen freuten sich so sehr auf den Besuch, dass sie Azuma wie einen Popstar begrüßten. Das genoss er natürlich. Ähnlich begeistert waren die Kinder in der Kita Schatzinsel, der zweiten Station: auch dort ein großer Empfang. Azuma war vor allem von der Vielfalt in den Einrichtungen begeistert — und dass jedes Kind essen konnte, was es wollte. „Und dass man dort mit Schuhen reingehen durfte“, sagt er hinterher.

Shuhei Azuma, Bürgermeister von Shijonawate

Nach der Besichtigung des Kunstrasenplatzes ging es ans Städtische Meerbusch Gymnasium. Dort erklärten ihm die Schüler Catherine Wachendorf, Katharina Pfeiffer und Johannes Schneider in sehr gutem Englisch den Geschichtslehrpfad und vor allem die Reste der Mauer aus der früheren DDR, die auf dem Schulhof stehen. Nach dem Mittagessen gaben die Schüler, die zuletzt knapp zwei Wochen in Shijonawate fahren, einen begeisterten Reisebericht ab und wurden die Gäste durch die Schule geführt.

Azuma testete sich im großen Supermarkt im Ostara-Gebiet — ein weiterer Programmpunkt — durchlokale Spezialitäten und staunte über das Tempo der dortigen Spagelschälmaschine. Die roh verkostete frisch geschälte weiße Stange befand er als „äußerst lecker“. Auch eine Probierportion „Himmel und Äd“ kam gut an: „Dazu passt sicher sehr gut Bier“, vermutete Azuma. Er selbst trank Apfelschorle, die er aus Japan nicht kennt, und freute sich über das spontane Geschenk einer Literflasche derselben, die er begeistert an sich drückte. Deutschland sei, erklärte er, einerseits wie er es sich vorgestellt habe habe: „Sauber und sehr grün.“ Aber die Menschen, die hätten seine Erwartung übertroffen: „Sie sind so herzlich und gastfreundlich, gar nicht distanziert.“

Während des Imbiss blieb zudem Zeit, Wesentliches zu klären: Was bedeutet eigentlich „Shijonawate“? Der Name der Partnerstadt setzt sich aus „Shi“ für „Vier“ zusammen. Das, so malte Azuma es gestenreich mit Fingern auf den Tisch, sei historisch bedingt, als die Straßen nach Quer- („Jo“) und Längsstraßen („Li) geordnet gewesen seien. Dort, wo jetzt Shijonawate liegt, sei einst eine „vierte Querstraße“ gewesen. Und der Wortteil „nawate“ bedeute in etwa „Feld und Straße, unterbrochen durch einen Weg“. Genau genommen ist „Shijonawate“ also eine sehr bildhaft formulierte Koordinate.

Den Höhepunkt des Tages erlebte der 29-jährige Bürgermeister dann bei der Feuerwehr. Die Retter fuhren den Leiterwagen aus und den Besucher im Korb auf etwa 18 Meter Höhe. Beste Rundumsicht für den Gast. Der kam strahlend wieder auf den Boden zurück: „Ich habe wirklich alles gesehen von oben. Ganz wunderbar“, sagte Azuma.