Veggie-World lockt 10 000 Besucher

Nach einem schwach besuchten Freitag war es bei der Messe am Samstag und Sonntag so voll, dass sich der Anreiseverkehr über alle Straßen im Stadtteil Büderich zurückstaute.

Foto: Orthen

Als echte Veganerin würde sich Schauspielerin Claudelle Deckert („Unter uns“) nicht bezeichnen. Dafür ist sie zum Beispiel bei Schuhen oder Gürteln aus Leder nicht konsequent genug. Aber: Sie favorisiert die pflanzliche und vor allem die basische Ernährung. Genau darüber sprach sie in ihrer kleinen Kochshow bei der Veggie-World und erklärte, wie man zum Beispiel aus Cashewkernen, Flohsamenschalen und Tapiokastärke erst im Mixer, dann auf dem Herd eine Art von Mozzarella herstellen kann. „Ganz lecker — mit Tomaten, Basilikumcreme und frischem Basilikum“, strahlt die Düsseldorferin. Andere Vorträge und Kochshows wurden vom Strongman Patrick Baboumian, der Kochbuchautorin Stina Spiegelberg oder dem Ernährungsexperten Niko Rittenau gehalten. Aber auch die vegan lebende Schauspielerin Marion Kracht und der frühere Fußballer Timo Hildebrandt — mittlerweile ebenfalls Veganer — statteten der Messe einen Besuch ab.

Zum zweiten Mal fand die Veggie-World auf dem Areal Böhler statt. Dort fanden die mehr als 100 Aussteller der Veggie-World in der Alten Schmiedehalle Platz, aber auch die beiden anderen Veranstaltungen — die Paracelsus-Messe und der Heldenmarkt. Auf der einen Seite gab es viele Gesundheitstipps, die zum Teil sehr alternativ und esoterisch (Aurabestimmung, Schamanismus, Geistiges Heilen) anmuteten, auf der anderen Seite ging es um Nachhaltigkeit — egal, ob bei der Geldanlage, dem Gartenbeet, der Kleidung oder dem Food-Sharing.

Bei 80 Prozent der Veggie-Aussteller drehte sich drei Tage lang alles ums Essen: Vegane Döner, Nudeln aus Kichererbsen mit Gemüse, Muffin ohne Ei und Milch, Müsli aus Hanfsamen oder Käse (natürlich) ohne Käse) konnten stundenlang verkostet werden. Und das taten die 10 000 Besucher auch: Keiner, der nicht an irgendwas kaute, der nicht irgendwas in einem (recycelten) Schälchen in der Hand hielt und probierte, kaum einer, der nicht auch irgendetwas kaufte — und es in seinen sowieso schon voluminösen Rucksack steckte. 20 Prozent der Aussteller stellten Kosmetik, Accessoires oder Kleidung vor.

Ganz ohne tierische Produkte kommen die Designer aus, die Schuhe, Taschen, Gürtel oder Rucksäcke entwerfen und herstellen, die dann von Markus Müllers und Nicole Droste über ihre Düsseldorfer Firma Maniki vertrieben werden. Dass diese veganen Dinge dann sogar einigermaßen schick aussehen und gar nicht ökomäßig wirken, wollten die beiden auf ihrem kleinen Stand auf der Veggie-World am Wochenende demonstrieren. Mit dem Ergebnis, das direkt nach Messeöffnung die ersten Schuhe verkauft waren. „Gut, dass wir über EC-Karte abrechnen können,“ so Nicole Droste. „Das hat einigen den Kauf erleichtert.“ In der Adventszeit laden die beiden dann auch zu ihrem Pop-Up-Store an die Ackerstraße ein, um ihre Schuhe oder Taschen aus Kork und Ananasfasern zu zeigen.

Nach einem schwachen Freitag mit nur knapp 2000 Besuchern waren Samstag und Sonntag die beiden besucher-starken Tage. So extrem, dass sich gestern der Anreiseverkehr über alle Straßen im Stadtteil zurückstaute. Schellkes: „Uns hat gewundert, dass hier 70 Prozent mit dem Auto anreisen. In Berlin ist das genau andersherum.“

Schon jetzt steht fest, dass die Veggie-World 2017 wieder im Areal Böhler stattfindet — dann aber Anfang September. Und mit einigen Neuerungen. Denn vegetarische oder vegane Ernährung spielt immer mehr auch in Supermärkten eine größere Rolle, gehört damit zum Alltag und ist nichts Besonderes mehr. Genau das soll aber bei einer Veggie-World geboten werden. Veranstalter Hendrik Schellkes: „Wir beschäftigen uns schon jetzt mit Neuerungen und Innovationen für die Messen im nächsten Jahr.“