Versöhnlicher Abschied für Gesamtschüler
Zehntklässler der Maria-Montessori-Gesamtschule erhielten gestern nach einem Gottesdienst ihre Zeugnisse. Sie hatten dafür gekämpft.
Alles, was ihr also von anderen erwartet, das tut auch ihr: Diese „goldene Regel“ aus der Bergpredigt Jesu stand im Mittelpunkt des Gottesdienstes, der zu Ehren der zehnten Abschlussklassen der Maria-Montessori-Gesamtschule in der Christuskirche in Büderich gefeiert wurde. Pfarrer Wilfried Pahlke und Pater Adalbert Dabrowski von der katholischen St. Mauritius- und Heilig-Geist-Gemeinde gestalteten ihn — heiter, locker und auf Augenhöhe mit den Jugendlichen.
Der Gottesdienst hätte bereits vor zwei Wochen stattfinden sollen. Doch die Schulleitung hatte die Absage beschlossen: Denn zwei Tage vor diesem Termin waren Schmierereien mit Hakenkreuzen und pornografischen Symbolen sowie Beschimpfungen gegen eine Lehrerin auf Wänden in der Schule entdeckt worden. Damals hieß es, die Schüler erhielten ihre Zeugnisse per Post. Nach dem Gottesdienst wurde diese nun doch persönlich ausgehändigt.
Schüler und Lehrer gestalteten die Stunde gestern Nachmittag mit: Elina Böhm, 16-jährige Schülerin aus Osterath, hielt eine kurze Rede. Sie erinnerte an die Schulzeit, in der sie und ihre Kameraden sicher Fehler gemacht hätten. „Aber daraus kann man ja lernen.“ Sie seien oft am Limit gewesen und hätten manchmal über ihren Schatten springen müssen, die Schulzeit hätten sie aber als sehr schön in Erinnerung. Sie bedankte sich bei allen Lehrern, vor allem bei den Klassenlehrern und ermunterte die anderen Zehntklässler, die Zeit im Herzen zu behalten und nie den Mut zu verlieren. „Passt auf Euch auf“, schloss sie und erhielt Applaus von Schülern und Eltern in der Kirche.
Zuvor hatte Wilfried Pahlke über die nun anstehende „Programmänderung“ für die Schüler gesprochen. Passend zum Thema seiner Rede war ein Fernsehschirm an die Wand projiziert worden, der das Programm „Straigth outta school — sie sehen einen Brennpunkt“ anzeigte. Pahlke hatte das Thema Respekt als Schwerpunkt seiner Rede gewählt: „Du willst mit Respekt behandelt werden? Also gib auch dem anderen Deinen Respekt. Du willst eine Schule mit sauberen Gedanken? Also beschmier’ die Schule nicht mit Hakenkreuzen und pornographischen Symbolen.“ Nachdem Lehrer und Schüler gemeinsam Fürbitten gelesen hatten, beendete Schulleiter Klaus Heesen den Gottesdienst. Er zitierte die Aussage von Pahlke, dass niemand die Schule beschmieren sollte. Und: „Schweigen ist Zustimmung. Aber: Wir stimmen nicht zu und haben ein deutliches Zeichen gesetzt und wollten den Schmierern nicht das Feld überlassen.“ In den Gesprächen sei deutlich geworden, wie wichtig es für die Schüler sei, Abschied zu nehmen. Darum dieser Gottesdienst: „Abschied ist wichtig, um wieder neu beginnen zu können.“