Waschechte Pâtisserie-Kunst in Osterath

Das französische Ehepaar Barré liebt das Leben am Rhein. Es hat sein eigenes Geschäft eröffnet.

Foto: Bauer

Lucille Barré war 16 Jahre jung, als sie zum ersten Mal in Deutschland war. In Paris geboren und in Nancy groß geworden, kam sie im Rahmen eines Schüleraustauschs nach Osterath. In Bovert wohnte die Gastfamilie, bei der Lucille sechs Monate blieb. Mit der Tochter Vanessa besuchte sie das Cecilien-Gymnasium in Düsseldorf. „Die deutsche Sprache zu lernen, war sehr schwer. Ich habe geweint und auf meinen Vater geschimpft, weil er diese Austausch-Idee hatte“, erinnert sich die heute 30-Jährige.

Geweint hat sie aber auch, als sie wieder nach Hause fahren musste. „Ich war von dieser Region wie verzaubert. Außerdem ist zwischen Vanessa und mir eine enge Freundschaft entstanden, die uns noch heute verbindet.“ Seit einiger Zeit können sie diese Beziehung intensiv pflegen. Denn Lucille Barré und ihr Ehemann Guillaume — „wir sind zwei waschechte Franzosen“ — sind seit Ende 2014 ebenfalls in Osterath zuhause, haben 2015 mit der Pâtisserie Barré und einer eigenen Backstube die französische Pâtisserie-Kunst an den Rhein gebracht und sich gleichzeitig einen Traum erfüllt: „Dieses Projekt ist das Ergebnis unserer beiden großen Leidenschaften — Deutschland und die französische Gastronomie.“

Inzwischen beherrschen sie beide die deutsche Sprache und sind bemüht, auch die Kontakte in die Heimat aufrechtzuerhalten. Die Eltern kommen häufig an den Rhein und Manon, Tochter von Guillaume Barré, lebt zurzeit ebenfalls in Osterath, geht ins Meerbusch Gymnasium. Als Lucille zum 30. Geburtstag von ihren Freundinnen eine Fahrt mit dem Thalys nach Paris geschenkt bekam, war die Freude groß: „Ich war seit Dezember 2014 nicht mehr dort.“ Die Freundschaft zwischen Meerbusch und Fouesnant will Lucille Barré, die deutsch-französisches Außenhandels-Management studiert hat und zusätzlich gelernte Konditorin ist, ebenfalls unterstützen: „Wir bilden im nächsten Jahr einen Mädchen oder Jungen aus Fouesnant zum Konditor aus.“ Dass die in Meerbusch lebenden Franzosen beim jährlichen Frankreichfest in Düsseldorf und beim Grand Départ der Tour de France in Meerbusch aktiv dabei sind, versteht sich von selbst: „Auf dem Dr.-Franz-Schütz-Platz bieten wir unsere süßen und würzigen Spezialitäten an.“

Die gibt es seit einiger Zeit auch in Düsseldorf. An der Birkenstraße 149 in Flingern hat das Café Barré eröffnet mit einem Sortiment von Broten, Feingebäck und Feinkost, „alles frisch aus der Meerbuscher Backstube“. Dort werden auch komplette Menüs für große Gesellschaften zubereitet. Dass sie eine winzige Stadtwohnung in Paris gegen ein Haus mit Garten in Osterath eingetauscht haben, hält die Familie Barré noch immer für die richtige Entscheidung. „Allein die Ruhe tut uns gut. In der ersten Nacht hier hat unser Sohn zum ersten Mal durchgeschlafen“, erinnert sich die Mutter. Heute ist Martin gut drei Jahre alt und bekommt auch von der Tagesmutter spielerisch beide Sprachen vermittelt. „Zwei Tage in Paris waren toll, aber glücklich bin ich hier am Rhein“, erklärt Lucille Barré. Eines aber fehlt ihr aber dann doch in Meerbusch: „Der französische Käse.“