Sporttalent aus Meerbusch Osteratherin hat Olympia vor Augen

Osterath · Zoe Coers gehört zu den besten Nachwuchsseglerinnen Deutschlands. Bei der Jugend-WM im Oman landete die 17-jährige Gymnasiastin jetzt auf dem neunten Platz. Ihr großes Ziel ist die Teilnahme an den Olympischen Spielen.

Zoe und Partner Leonard bei den Youth Sailing World Championships im Oman. Sie belegten den neunten Platz.

Foto: Sander van der Borch/Sander van der Borch, Lloyd Images

Boris Herrmann schaffte es, die Welt in 80 Tagen zu umsegeln, das German Sailing Team holte bei den Olympischen Spielen in Tokio drei Medaillen – 2021 war für deutsche Segler außergewöhnlich. Auch für die Osteratherin Zoe Coers war das Jahr ein ganz besonderes. Inspiriert von den Erfolgen ihrer Vorbilder landete die Nachwuchsseglerin Anfang November bei der Weltmeisterschaft vor dem französischen La Grande Motte gemeinsam mit ihrem Steuermann Leonard Beyer aus Hamburg unter 72 Startern auf dem 22. Platz. Damit schaffte das Duo die Qualifikation für die Jugend-Segel-Weltmeisterschaft im Sultanat Oman.

Dieser Erfolg war umso höher zu bewerten, weil Zoe erst wenige Wochen zuvor sowohl die Bootsklasse als auch ihren Segelpartner gewechselt hatte. „Wir hatten nicht viel Zeit, uns aufeinander einzustellen, dafür hat es auf Anhieb wirklich gut geklappt“, sagt die 17-Jährige. Die Liebe zum Segeln bekam sie sozusagen schon als Kind in die Wiege gelegt, denn ihr Vater Hendrik Coers ging diesem Sport auch mit großer Passion nach. „So gut wie Zoe war ich aber längst nicht“, betont der 46-Jährige, der seine Tochter gemeinsam mit seiner Frau Sylvia so gut es geht unterstützt. Anders wären das viele Training und die Teilnahme an den europaweiten Wettkämpfen für Zoe auch gar nicht möglich. Fast jedes Wochenende verbringt sie auf dem Wasser. Ihre ersten Schritte machte sie als Kind auf dem Elfrather See, später dann auf der Sechs-Seenplatte in Duisburg und verschiedenen Gewässern in den Niederlanden. Inzwischen trainiert das Mitglied des SC Bayer Uerdingen häufig in Kiel, Marseille oder Barcelona.

Zoe auf ihrem Katamaran.

Foto: Sander van der Borch, Lloyd Images

Da die Regatten sich häufig über einen längeren Zeitraum strecken, bleibt die Schule manchmal ein wenig auf der Strecke. Im zurückliegenden Halbjahr wurde Zoe insgesamt für sechs Wochen vom Unterricht am Städtischen Meerbusch-Gymnasium in Strümp befreit. „Meine Schule ist diesbezüglich zum Glück sehr kooperativ und unterstützt mich sehr. Nachholen muss ich den Unterrichtsstoff natürlich trotzdem, und meine Noten stimmen auch“, sagt Zoe, die im Frühjahr ihr Abitur machen möchte. Danach will sie für ein Jahr um die Welt reisen und vor allem ihre sportlichen Fähigkeiten verbessern.

In Deutschland gehört sie bereits zu den besten Nachwuchsseglerinnen, was ihre jüngste Teilnahme an den Youth Sailing World Championships im Oman beweist. Pro Nation wurde lediglich je ein Ticket pro Bootsklasse für die Jugend-WM vergeben. Zoe und ihr Partner Leonard traten auf dem arabischen Meer in der vorolympischen Bootsklasse „Nacra 15“ eine Woche lang gegen die weltbeste Konkurrenz an. Während er als Steuermann primär dafür zuständig war, das Boot zu steuern, war sie als Vorschoterin vor allem dafür verantwortlich, sich schnell im Boot zu bewegen, um für die richtige Balance zu sorgen und die Segel zu bedienen. „Segeln ist ein echter Teamsport. Der eine kann ohne den anderen nicht“, sagt Zoe, die ihre erste große Regatta auf dem neunten Rang abschloss. „Wir hatten gehofft, noch etwas weiter vorne zu landen. Trotzdem bin ich nicht unzufrieden und froh, dass ich diese wertvolle Erfahrung sammeln durfte.“

Die Eröffnungsfeier der Youth Sailing World Championships im Dezember im Oman.

Foto: Lloyd Images

Das Zusammenleben mit den anderen 450 Sportlern und das Kräftemessen mit der Segel-Elite hätten sie nur noch mehr bestärkt, weiter für ihren Traum zu leben: die Teilnahme an den Olympischen Spielen. 2024 in Paris wird definitiv noch zu früh für die Osteratherin kommen, 2028 in Los Angeles oder 2032 in Brisbane könnte es aber klappen, wenn es weiter gut vorangeht. „Beim Segeln ist Erfahrung durch nichts zu ersetzen. Deshalb werde ich die kommenden Jahre dazu nutzen, fleißig zu trainieren“, sagt Zoe.

Als nächstes steht für sie der Wechsel auf die olympische Bootsklasse „Nacra 17“ an. Diese Katamarane  können Höchstgeschwindigkeiten von mehr als 60 Stundenkilometer erreichen. „Das wird eine große Herausforderung, denn das geringe Gewicht und die gebogenen Schwerter in den Rümpfen lassen den Katamaran bei starkem Wind schnell abheben. Ich freue mich aber schon auf diese neue Erfahrung“, sagt Zoe.