Zugabsage: Büdericher feiern ihre große „Trotzdem-Party“
Die Karnevalsgesellschaften wollten in Düsseldorf mitziehen. Nach der Absage machten sie das Beste aus der Situation.
Drinnen ist Herzenswärme und Schunkeln, draußen Graupelschauer. Bis zum Ende hatten die Büdericher Karnevalisten noch gehofft, dass der Zoch doch noch kütt. „Wir hätten nicht gedacht, dass wirklich abgesagt wird“, sagt Nikolaus Neuville, Geschäftsführer der KG Blau Weiß Büderich. Er steht vor der Vereinskneipe „Zur Alten Post“ und zieht an seiner Zigarette. Um die Ecke in der Grotenburg lehnt David Burkhardt, Präsident der Büdericher Heinzelmännchen, am Stehtisch. „Ich habe fast nicht geschlafen“, sagt er, „habe ständig einen Blick auf die Wetter-App gehabt.“
Doch gestern Morgen haben die Büdericher Jecken dann aus den Medien erfahren, dass es keinen Zug geben wird. Da sind schon ein paar Tränchen geflossen, vor allem für die Wagenbauer ist es schade, sagt Burkhardt. Verständnis haben beide Karnevalsvereine. „Die Wetterwarnungen des Deutschen Wetterdienstes waren ja eindeutig. Als Verantwortlicher hätte ich auch so entschieden“, sagt der Chef der Heinzelmänner. Und auch die Karnevalsfreunde in der „Alten Post“ sind sich einig: „Wenn man in 3,50 Meter Höhe auf dem Wagen steht und über die Kö fährt und dann ein Ast herunterschlägt, ist das einfach zu gefährlich“, sagt Nikolaus Neuville. Gestern hieß also das Motto: „Wir machen das Beste draus.“ Kurzerhand zogen die Büdericher Heinzelmännchen ihre After-Zoch-Party vor, und auch die KG Blau weiß bestellte ihren DJ schon für elf Uhr. Nach einem gemütlichen Frühstück kamen die Jecken dann doch in Stimmung.
Die Büdericher Heinzelmännchen zogen mit einem Bollerwagen voller Kamelle in ihr Vereinslokal ein. Ehrenpräsident Stefan Bender konnte sich noch an das Jahr 1990 erinnern, als der Rosenmontagszug in Düsseldorf schon einmal abgesagt worden war. Damals hatte man den ganzen Zoch im Mai nachgeholt. „Das war fantastisch“, erinnert er sich. „Der Zulauf groß, vielleicht größer als im Februar.“ Damals sei er sehr enttäuscht gewesen, Monate lang hatten die Heinzelmännchen an ihrem Wagen gearbeitet. Nur an das Motiv kann er sich nicht mehr genau erinnern. „Jedenfalls saß vorne auf dem Wagen ein großes Heinzelmännchen.“
Auch Gaby Wissen, Vereinsmitglied der KG Blau Weiß, erinnert sich genau an den Februar 1990. „Wir standen schon auf dem Wagen“, erzählt sie. Damals wurden die Wagen noch in der alten Messehalle an der Fischerstraße gebaut. „Die ersten Wagen waren schon ausgezogen, die wurden dann vom Wind zerfetzt. Dann hieß es auch für uns: absteigen.“
Als der Zug im Mai nachgeholt wurde, sei es sehr heiß gewesen. „Wir gingen damals als Sportler, da haben wir unsere Kostüme einfach an die Temperaturen angepasst und sind als Tennisspieler gegangen.“ Damals hat die KG Blau Weiß auch in der „Alten Post“ gefeiert, nachdem der Zug abgesagt wurde.
Die Büdericher Heinzelmännchen und die KG Blau Weiß hoffen, dass der Rosenmontagszug bald nachgeholt wird. „Wir haben so oder so Spaß. Das wird uns nichts machen“, versichert Neuville. „Solange der Hoppeditz nicht beerdigt wird, ist immer noch Karneval.“ Und Ute Eidinger von den Heinzelmännchen sagt: „Es liegt doch an einem selbst, wie die Stimmung ist. Wir Karnevalisten sind da ja Spezialisten.“ Gefeiert wird dann noch gemeinsam. Die Heinzelmännchen holen die Blau-Weißen in einer Polonaise ab — Präsident Burkhardt schiebt Präsident Hermes auf dem Rollator über die Dorfstraße. Die Kamelle fliegen also trotzdem.