Neuss entwickelt sich nach innen — und bleibt grün
Neubedarf für Bauland in der Stadt liegt bis zum Jahr 2030 bei knapp 59 Hektar.
Neuss. Wenn er seine Vision für das Neuss der Zukunft erklärt, spricht Planungsdezernent Christoph Hölters vom „Biotopverbund“ und „siedlungsräumlicher Gliederung“, vom „grünen Netz“, das einzelne „Siedlungskörper“ begrenzt — und von Freiraum, der für Orientierung sorgt. Hölters verpackt seine Vorstellungen in Verwaltungsdeutsch. Seine Planungsformel lautet: „Entwicklung innerhalb des Siedlungskörpers unter Erhalt der Freiraumflächen.“
Das klinge erstmal „konservativ und langweilig“, gibt Hölters zu, mache aber die Qualität des Wohnens in Neuss aus. Was sich in den vergangenen Jahrzehnten bewährt habe, solle auch die Zukunft sein: Die Stadt entwickelt sich nach innen — und bleibt dennoch grün.
Bis 2030 sollen zwei Drittel der Flächen für neue Wohnungsbauvorhaben entstehen, ohne Neuss in die Landschaft auszudehnen. Das sieht der neue Flächennutzungsplan vor, dessen Entwurf derzeit diskutiert, und der in rund zwei Jahren beschlossen werden soll. Demnach werden 145 Hektar für Wohnungsneubau benötigt, um die Einwohnerzahl von 152 000 zu halten. Davon werden 21 Hektar bereits bebaut, ein großer Teil kann mit verfügbaren Flächenreserven abgedeckt werden, der echte Neubedarf liegt bei knapp 59 Hektar. Die Frage drängt sich auf: Wo bleibt noch Raum für die Natur?
Planungsdezernent Hölters ist überzeugt, dass der Flächennutzungsplan von genügend grünen Fäden durchzogen ist. Denn ein „bruchlos miteinander verbundenes grünes Netz“ aus Parks, Wäldern und Freifläche werde weiterhin die Stadt strukturieren, die verschiedenen Siedlungen würden nicht zusammenwachsen, versichert Hölters. Er verweist auch auf die „untergeordnete Grünstruktur“: kleine Parks und Plätze, die in neuen Siedlungen entstehen können. Man müsse bei der Neuausweisung von Bauland zwischen Brutto- und Nettofläche unterscheiden.
Einen sparsameren Umgang mit Freiflächen hatten die Grünen im Kommunalwahlkampf gefordert. Erst im letzten Koalitionsgespräch mit der CDU fand man einen Kompromiss in dieser Frage — mit konkreten Folgen für den Flächennutzungsplan: In Rosellen soll nun statt vier nur ein weiterer Hektar für den Wohnungsneubau bereitgestellt werden, in Grimlinghausen Süd-Ost nur nach Bedarf und nicht vor 2020 entwickelt werden.
Teil des Gesamtkonzeptes ist auch der Grünentwicklungsplan, der — kurzgesagt— formuliert, wie Neuss grüner werden kann. Größtes Potential bietet dabei die „Grünspange Süd“, die auf der ehemals geplanten Verbindungsstrecke der Autobahn A46 entstehen soll. Auf der Trasse soll „mindestens ein leistungsfähiger Rad- und Fußweg entstehen“, sagt Hölters. Der „südliche Lückenschluss“ sei aber noch lange nicht durchgeplant.