Trauer in Meerebusch Friedhof erhält eine neue Grabstelle für Sternenkinder

Meerbusch · Auf dem Büdericher Friedhof hat die Stadt nun einen Ort eingerichtet, an dem Eltern eine Fehl- oder Totgeburt würdevoll bestatten können.

Ein großer Findling mit Inschrift erinnert an die verstorbenen Kinder.

Foto: Regina Goldlücke

Der große Stein trägt die Inschrift: „Für unsere Kinder“. Er ist das Zentrum eines Kreises und umgeben von kleineren grauen Findlingen. Doch da leuchtet etwas. Einer der Steine ist bunt bemalt. Auf ihm zieht ein Stern einen Regenbogen-Schweif hinter sich her, umsäumt von kleinen Sternen. Was dort zu lesen ist, trifft mitten ins Herz: „Auch wenn deine kleinen Füße die Erde nie berührten, sind deine Spuren trotzdem da.“ Es ist noch nicht lange her, dass ihn „Mama, Papa und Philippa“ dort platziert haben, das Datum weist den 28. Februar 2025 aus.

Weitere farbige Steine werden ihm folgen. Der Grund ist traurig, der Anblick dennoch tröstlich. Auf dem Büdericher Friedhof wurde auf dem alten Teil am Übergang zum neuen ein Grabfeld angelegt, das „Sternenkindern“ einen würdigen Ort verleiht. So – oder auch „Schmetterlingskinder“ – werden Tot- und Fehlgeburten genannt.

Für diese Möglichkeit der Bestattung sorgte Michael Betsch, der verantwortliche Bereichsleiter für Grabflächen. Neben ihm steht sein Mitarbeiter Kim Steigert, beide erachten diese Neuerung als etwas Besonderes und Wichtiges. Eltern, die einen solchen Schicksalsschlag verkraften müssen, können ihre Kinder nun auf dem Friedhof beisetzen lassen. Sie finden einen geschützten Platz vor, der Raum lässt für ihre Trauer. Auf einer Bank kann man verweilen. Die frisch gepflanzte Hainbuchenhecke und die Stauden werden künftig noch wachsen und das Areal eingrenzen.

„Grabflächen für Sterne- und Schmetterlingskinder gibt es mittlerweile in vielen Städten“, sagt Michael Betsch. Eine sinnvolle und längst überfällige Lösung. Bisher war es in den Krankenhäusern üblich, etwa vier Mal im Jahr eine Sammelbestattung für Früh- und Totgeburten vorzunehmen. Eine eher nüchterne Angelegenheit, die kaum Platz ließ für individuelle Wünsche. Zwar konnte man diese Kinder auch in einem bereits vorhandenen Grab beisetzen, was jedoch nicht für viele Familien in Frage kam. Ein kindliches Reihengrab ist ebenfalls machbar, es setzt aber voraus, dass man für 15 Jahre die Pflege übernimmt.

Die Bestattung auf der Grabfläche in Büderich kostet einmalig 146 Euro. Die winzigen Körper werden in einem sehr kleinen Sarg am Rand der Rasenfläche in die Erde versenkt, das Behältnis ist biologisch abbaubar. Wie die Beisetzung abläuft, entscheidet jede Familie für sich. „Wir sind bei der Gestaltung flexibel“, so Michael Betsch. „Man kann sowohl am Grab Abschied nehmen als auch bei einer Zusammenkunft in der Friedhofskapelle, mit oder ohne Pfarrer.“

Ein schöner Zug der Mitmenschlichkeit: Die Gravur auf dem Stein und dessen Aufstellung hat der Büdericher Steinmetzbetrieb Werner Fucken kostenfrei übernommen. Die Meerbuscher Friedhofsatzung wurde den neuen Gegebenheiten entsprechend geändert. Geregelt ist die Bestattung von Tot- und Fehlgeburten sowie nach einem Schwangerschaftsabbruch in Paragraf 14 des Bestattungsgesetzes Nordrhein-Westfalen. Wenn ein Elternteil dies wünscht, muss eine Bestattung auf einem Friedhof erlaubt werden. Die Meerbuscher Friedhofsverwaltung hat die Kliniken in der Umgebung, die Geburtsstationen und die Frauenärzte auf das Angebot aufmerksam gemacht. „Wir erhoffen uns, dass die betroffenen Familien entsprechend beraten werden“, sagt Michael Betsch.

Generell stehen auf dem Büdericher Friedhof ausreichend Grabflächen zur Verfügung. Das liegt an der stark zunehmenden Zahl von Urnenbestattungen, die in Meerbusch ähnlich wie in anderen Städten bereits 60 Prozent aller Beisetzungen ausmachen. Was viele nicht wissen: In Büderich wie auch in Osterath wurden Möglichkeiten für eine Baumbestattung geschaffen. Eine bedenkenswerte Alternative für alle, die sich ihre letzte Ruhestätte aus unterschiedlichen Gründen in der Natur wünschen, ohne eigenes Grab, das der Pflege bedarf. Ganz anonym muss das Verfahren nicht sein. Auf Wunsch weisen Plaketten am Wegesrand darauf hin, wer auf diesem Feld begraben liegt.