Besser hätte die Saison für den Schul- und Lehrgarten in Meerbusch-Büderich überhaupt nicht starten können. Bei 24 Grad und strahlendem Sonnenschein bearbeiteten die Mitglieder des Vereins zum ersten Mal in diesem Jahr ihre Felder. Ein besonders wichtiges Utensil war die Gießkanne, denn die Böden sind schon jetzt extrem trocken. „Ich rechne dieses Jahr mit einer großen Dürre. Da ist es wichtig, dass man auf Feldern wie diesen einen Brunnen hat, sonst bekommt man Probleme“, sagte Giovanni Malfitano. Deshalb weiß er den solarbetriebenen Brunnen auf der Anlage, die früher ein Acker war, sehr zu schätzen.
Malfitano, auch als Don Giardino bekannt, ist ein Permakultur-Profi aus Korschenbroich. Seit 2016 lebt er als Selbstversorger und hat sich dem ökologischen Gemüseanbau in regenerativer Misch- und Permakultur verschrieben. „Das ist eine Hochleistungspermakultur. Bei wenig Aufwand wird der Boden immer fruchtbarer und die Erträge höher“, erklärte er.
Kürzlich besuchte der Selbstversorger den Schul- und Lehrgarten am Apelter Weg, erzählte von seinen Garten und gab den Mitgliedern Tipps und Tricks mit auf den Weg. Permakultur-Anfänger, von denen es einige im Verein gibt, bräuchten keine Scheu zu haben. „Permakultur heißt nicht, dass man von Anfang an alles richtig macht. Bei der ersten Erschließung der Fläche kann man noch einiges tolerieren. Hat man das Beet aber erst einmal angelegt, sollte nur noch aufbauend gearbeitet werden, weil sonst das Bodenleben durcheinander gebracht wird.“, sagte Malfitano. „Je mehr Zeit man investiert, desto fruchtbarer wird der Boden“, erklärte er. Der Quereinsteiger riet den Vereinsmitgliedern, viel Zeit in der Natur zu verbringen. So verstehe man ihre Zyklen besser. „Beobachtung ist die erste Regel der Permakultur. Selbst wenn man das schon hundert Jahre macht, lernt man immer noch hinzu“, so der Experte. Außerdem mache es Sinn, viel zu experimentieren. „Jeder Boden ist anders. Manches geht, anderes nicht“, sagte er. Wichtig sei es auch, Artenvielfalt zuzulassen, denn diese helfe den Gärtnern.
Für die erste Erschließung würden sich besonders Kartoffeln eignen, erklärte Don Giardino. „Mit Tagetes als Mischkultur werden die schädigenden Draht-Würmer fern gehalten.“ Der Ackerschachtelhalm, der überall auf dem ehemaligen Acker wächst, könne gleich mehrere Funktionen erfüllen. Wenn man ihn 24 Stunden in kaltes Wasser legt und dann eine Stunde köcheln lässt, erhält man einen Kaltauszug, der sich als Naturpestizid eignet. „Besprüht man Pflanzen damit, werden sie widerstandsfähiger. Es gibt weniger Pilzerkrankungen, weniger Stress mit Blattläusen und Wanzen und er hilft gegen den Befall von weißen Fliegen“ so der Experte. Der Ackerschachtelhalm könne aber auch wie Brenneseln verjaucht werden. Die Jauche sei ideal gegen die Kohlhernie, die ganze Felder für Kohl unbrauchbar mache.
Die absolute Essenz für den Permakulturanbau sei der Kompost. Malfitano bevorzugt den Kompost durch Langzeitrotte. „Die ergibt sehr fruchtbare Erde und auf einem abgeernteten Hügel kann man drei Jahre lang sehr gut Gemüse anbauen“, erklärte er. So einen Komposthügel gibt es auch im Schul- und Lehrgarten. Dort kümmert sich Heino Bramscher mit viel Energie um die Düngeerde. Starthilfe bekam er von Landwirt Frank Neunkirchen, der mehrere Fuhren spendete. „Für die Mengen, die wir bekommen haben, bräuchten wir ein Jahr“, so Vorstandsvorsitzender Alexander Ruth dankbar.
Ergänzend zur Kompostierung setzt Malfitano auf eine aufbauende Mulchtechnik. „Dabei feiern Insekten und Würmer in der Erde eine Party und nehmen uns die Arbeit ab“, erklärte er. „Aber bitte verwendet keine Pappe, so wie es im Netz oft geraten wird. Dort können viele Schadstoffe enthalten sein. Wer es eilig hat, kann mit Polyethylenbändchengewebe arbeiten.“ Zum Thema Schadstoffe hatte er gleich einen weiteren Tipp. „Hanf, wofür man allerdings eine Sondergenehmigung braucht, und Kellerasseln können Schwermetalle und Giftstoffe aus dem Boden extrahieren.“
Angst vor Permakultur braucht allerdings keiner zu haben. In vielen Dingen erleichtert sie sogar das Gärtnerleben. „Man muss Zeit und Natur für sich arbeiten lassen und darf keine Eile haben, dann kann man große Erfolge haben“, so Malfitano.