142 Krankenhaus-Betten sollen wegfallen
So viele Betten gibt es laut vorläufiger Fortschreibung des Krankenhausplanes im Kreis zu viel.
Neuss. Der Kampf gegen Überkapazitäten in den Krankenhäusern wird auch im Rhein-Kreis geführt. Noch sind die Zahlen nicht endgültig, aber nach einem Verhandlungsmarathon zeichnet sich ab, dass die kreisweit fünf Akutkrankenhäuser in Dormagen, Grevenbroich, Meerbusch und Neuss („Etienne“ und „Lukas“) insgesamt 142 Betten abbauen müssen. Das geht aus der aktuellen Fortschreibung des Krankenhausplans NRW hervor, der noch den Status „vorläufig“ besitzt.
Sprecher der Krankenhäuser reagieren gelassen auf die sich abzeichnende Betten-Streichung. Tenor: nicht schön, aber zu verkraften. Die jetzt in Rede stehenden Zahlen seien, so Landrat Hans-Jürgen Petrauschke gestern, das Ergebnis umfassender Verhandlungen mit Landes- und Bezirksregierung sowie den Krankenkassen. Ursprünglich hätten mehr als 200 Betten zur Disposition gestanden. Die Bettenzahl für sich allein betrachtet sei eh nicht aussagefähig. Sie sei immer im Zusammenspiel mit Fallzahlen, Auslastung und Verweildauer der Patienten zu sehen. Der Landrat ist mittelbar der Chef der Krankenhäuser in Dormagen und Grevenbroich, deren Träger der Rhein-Kreis ist. Zusammen sollen beide Häuser insgesamt 91 Betten verlieren.
Die Veröffentlichung der Zahlen platzt in die anlaufende Strukturdebatte um die Zukunft der beiden Kreis-Krankenhäuser, die zudem den Fortgang ihres Verwaltungschefs verkraften müssen. Ralf H. Nennhaus wechselt im Herbst nach Moers. Landrat Petrauschke wehrt sich dagegen, beide Themen zu verknüpfen. Die medizinische Versorgung sei auf hohem Niveau gesichert. Auch nach der Betten-Reduzierung werde der Kreis ein 600-Betten-Haus mit zwei Standorten führen: „Damit stellen wir nach wie vor das größte Krankenhaus im Rhein-Kreis.“
Auch einzeln betrachtet, seien Dormagen (294) und Grevenbroich (308) künftig immer noch größer als das in Finanznot steckende Düsseldorfer Dominikus-Krankenhaus (260).
In den Augen von Petrauschke belegen die Zahlen, dass im Rhein-Kreis eine weitsichtige Krankenhaus-Politik betrieben werde. Während im Kreis die aktuelle Bettenzahl von 1761 wohl um 8 Prozent reduziert werden muss, stehen in der Landeshauptstadt ganz andere Zahlen im Raum: Von den insgesamt mehr als 5000 Betten müssen rund 1000 weichen — fast 20 Prozent. Es sei richtig gewesen, kleine Krankenhäuser wie die in Korschenbroich, Holzheim oder Wevelinghoven rechtzeitig zu schließen.
Die „Lukas“-Geschäftsführer Nicolas Krämer und Tobias Heintjes sehen im vorläufigen Zahlenwerk großes Vertrauen, das ihrem Haus entgegen gebracht werde: „Die hohe Qualität unserer medizinischen und pflegerischen Leistung und gut strukturierte Prozesse, dazu die gleichbleibend große Patientenzufriedenheit sprechen für uns.“
Für das „Etienne“ erklärt Corinna Dönges, Sprecherin der St.-Augustinus-Kliniken: „Innerhalb des laufenden Planungsverfahrens unterliegen die veranschlagten Bettenzahlen naturgemäß ständiger Veränderung. Dies umso mehr, als das Etienne-Krankenhaus seit Jahren steigende Fallzahlen verzeichnet. Von gut 16 000 in 2012 um über elf Prozent auf fast 18 000 in 2015.“