Asyl: Prügelskandal - Keine Vorwürfe in Neuss
In Neuss gibt es keine Hinweise auf Zwischenfälle.
Neuss. Snezana Doroski wollte die Woche mit einer Lagebesprechung beginnen. Doch die Nachricht von den gewaltsamen Übergriffen gegen Flüchtlinge hatten im Team längst die Runde gemacht. „Wir sind alle geschockt“, sagt Doroski.
All das, was die Firma European Homecare seit Übernahme des Neusser Hauses im Oktober 2012 aufgebaut habe, werde so in Misskredit gebracht. 40 Asylbewerberunterkünfte betreut das Essener Unternehmen bundesweit, sechs davon in NRW. Alle sollen noch in dieser Woche kontrolliert werden, kündigte EHC-Geschäftsführer Sascha Korte an.
Auch die Stadt reagiert auf die Nachrichten. Sozialdezernent Stefan Hahn lädt kommenden Montag Migrantenvertreter des Integrationsrates und jeweils ein Mitglied der einzelnen Fraktionen zur Besichtigung der städtischen Asylbewerberunterkunft an der Bergheimer Straße ein, in der derzeit 130 Menschen aus zehn Herkunftsländern leben. „Aufgrund der aktuellen Situation“, sagt Hahn, der auch die — in EHC-Einrichtungen kritisierte — Betreuung durch städtische Sozialarbeiter darstellen will.
Von der Landeseinrichtung im alten „Alex“ habe die Stadtverwaltung, als Standortkommune natürlich interessiert, nie einen schlechten Eindruck gehabt, sagt Hahn. Das deckt sich mit der Meinung des Kreisgesundheitsamtes. „Wir haben viel Kontakt zu dem Heim“, sagt Amtsarzt Dr. Michael Dörr. Von Vorfällen weiß er nichts. Auch Polizeisprecher Hans-Willi Arnold hat keine Hinweise auf oder gar Anzeigen wegen Übergriffen gegen Flüchtlinge vorliegen. Der wöchentliche Besuch des Bezirksbeamten — Routine.
Noch etwas dichter dran ist Dr. Hermann-Josef Verfürth, der dreimal wöchentlich Sprechstunden anbietet und die Eingangsuntersuchung der neu zugewiesenen Asylbewerber übernimmt. Ihm sei nie etwas aufgefallen, was auf eine Misshandlung schließen lasse, sagt der Arzt, dem sich auch nie ein Patient mit einem solchen Vorwurf anvertraut habe.
Sein Eindruck: „Das läuft schon verdammt gut da.“ Auch Stephanie Feld, als Angestellte der Bezirksregierung Arnsberg seit 2012 im Haus, kann nichts Negatives sagen. Aber, fügt sie hinzu, sie habe auch keine Kontrollfunktion.