Eltern besorgt über Schießstände

Weil sie Sportschützen mit Gewehrkoffern am Humboldt-Gymnasium sahen, riefen Eltern die Polizei. Die Politik will nun besser über die Schießstände an drei Neusser Schulen informieren.

Neuss. An drei Neusser Schulen wird geschossen — und zwar zum Teil schon seit Jahrzehnten. Natürlich streng abgesichert an Schießständen im Keller. Das wissen jedoch nicht alle Eltern, und so war die Verwunderung beim letzten Tag der offenen Tür am Alexander-von-Humboldt-Gymnasium groß, als sie während der Besichtigung Leute mit Gewehrkoffern über das Gelände gehen sahen. Sie alarmierten Polizei und Schulverwaltung. Dabei hatte der ansässige Schießsportverein Neuss-Reuschenberg nur einen Wettkampf in dem Gebäude.

„Das ist unglücklich gelaufen“, sagte Ralph-Erich Hildebrandt, Sprecher der SPD im Schulausschuss. „Wir haben nichts gegen Schießsport. Aber es muss sichergestellt sein, dass Schulveranstaltungen nicht durch Schießsportveranstaltungen gestört werden.“ Um künftig ähnliche Irritationen zu verhindern, hat der Schulausschuss jetzt die Stadtverwaltung gebeten, eine Übersicht über die Schießstände an Neusser Schulen und ihre Nutzung zusammenzustellen. „Wir wollen Transparenz herstellen“, erklärt Hildebrandt.

Darin waren sich alle Parteien einig. „Die Bevölkerung ist mitunter nur deshalb befremdet, weil sie Dinge nicht weiß“, bestätigte unter anderem Dieter Zander (Grüne). Grundsätzlich lernten Kinder und Jugendliche gerade in Schießsportvereinen den verantwortungsvollen Umgang mit Waffen. Sorgen wegen möglicher Amokläufe seien unnötig. Schuldezernentin Christiane Zangs versicherte, dass die Schulschießstände regelmäßig von der Polizei auf ihre Sicherheit hin kontrolliert würden. „Nach diesem Vorfall hat es auch Gespräche mit dem Verein gegeben“, berichtete sie. „Er hat zugesichert, das Gebäude erst ab 18 Uhr zu betreten und Veranstaltungen am Wochenende mit der Schulleitung abzustimmen.“

Heinz-Peter Urbach, Vorsitzender des Schießsportvereins Neuss-Reuschenberg, kann die Aufregung nicht ganz nachvollziehen. „Es ist der erste Vorfall in den 45 Jahren, die unser Verein seinen Schießstand am Humboldt-Gymnasium hat“, sagt er. „Außerdem ist niemand offen mit einem Gewehr über den Schulhof gegangen. Die Koffer könnte man genauso gut für Koffer von Elektrogitarren halten.“ Dennoch hat er nichts gegen die geplante Transparenz. „Wir schießen an der Schule extra nur mit Druckluft“, erklärt Urbach. Mit Druckluftpistolen und -gewehren könne man keinen Menschen töten. „Bei den Taten in Winnenden und Erfurt wurden großkalibrige Waffen verwendet, die die Eltern der Täter zu Hause nicht sachgemäß verschlossen hatten.“

Um den Eltern einen Einblick in den Sport zu geben, plant der Verein eine Führung durch den alarmgesicherten Schießstand an der Weberstraße. Die Mitglieder des Schulausschusses sind ebenfalls eingeladen. Schüler des Gymnasiums seien aber nicht Mitglied des Vereins.