Aus für VfR-Stadion an der Hammer Landstraße
Stadt spart damit 150 000 Euro pro Jahr an laufenden Kosten. Der VfR ist empört.
Neuss. Der VfR Neuss wird zum Sommer seine Heimstätte an der Hammer Landstraße verlieren. Die Stadt will die traditionsreiche Sportanlage schließen und damit jährlich 150 000 Euro an Unterhaltungskosten einsparen. Das gab Sportamtsleiter Uwe Talke im Sportausschuss bekannt.
Kurz zuvor hatte er den VfR informiert. Die Verwaltung setzt damit einen alten Ratsbeschluss um. Schon vor Jahren hatte die Stadt das Gelände an der Hammer Landstraße für die Erschließung vorgesehen. Der Plan: Ein gewerbliches Unternehmen, Interesse zeigte ein Autohändler, sollte sich dort ansiedeln. Vor gut zwei Jahren hatte der Rat dann die Schließung der fast 100 Jahre alten Anlage beschlossen. „Das setzen wir jetzt um“, erklärt Sportdezernent Stefan Hahn kurz und knapp.
Die Wellen schlagen hoch. Denn der VfR, der nun einen neuen Platz braucht und bei einem anderen Verein unterschlüpfen müsste, ist nicht unbedingt willkommen.
VfR-Präsident Günter Thiele, der erst als Notvorstand und seit einigen Wochen als regulärer Chef die Geschicke des Vereins leitet, zeigt sich empört über die Schließungsabsicht. Bei einem „Gespräch zum Kennenlernen“ habe Talke die Hiobsbotschaft verkündet. Bei diesem Gespräch war auch Daniel Färfers dabei. Der hatte vor einem Jahr mit Thiele einen Konkurrenzverein zum VfR, den in Vergessenheit geratenen FC Neuss, gegründet und ist nun mit der Lottoarena als Sponsor des VfR im Gespräch. In welcher Funktion er an dem Gespräch teilnahm, blieb unklar; „er war eben da“ sagt Talke.
Günter Thiele jedenfalls zeigt sich geschockt. Das Jugendkonzept, die Marketingstrategie des potentiellen Hauptsponsors — das sei nun gefährdet. Und auch das Bemühen, mit attraktiven Freundschaftsspielen dem VfR, der in der Kreisliga A spielt, wieder auf die Füße zu helfen, wäre dann fruchtlos. „Fortuna Düsseldorf hat sein Kommen auch von den hervorragenden Bedingungen an der Hammer Landstraße abhängig gemacht.“
Scharf wettert Thiele gegen die Stadt, die vor zwei Jahren die Mitverantwortung für die Anlagen an die Vereine übertragen und dadurch auch gespart habe. Den Vereinen werde „die Luft abgeschnürt. Stattdessen versenkt man zum Beispiel Millionen in Rennbahn und Romaneum“.
Doch kampflos werde er sich nicht ergeben, erklärt Günter Thiele. Er setzt auf die Solidarität der Neusser mit dem Traditionsclub und Mittel bis hin zum Bürgerbegehren.
Kommunalpolitiker und Verantwortliche anderer Vereine sind da einen Schritt weiter. Wo soll der VfR unterkommen? Uwe Talke hatte im Ausschuss erklärt, „angedacht“ sei der BV Weckhoven. Auch die SG Erfttal und der TSV Norf sind offensichtlich im Gespräch. „Keiner ist froh über einen Kunden wie den VfR“, sagt Sportausschussvorsitzender Heinz London. „Da fliegen die Fäuste, da werden die Zuschauer angepöbelt. Und ein Problem sind auch die handelnden Figuren im Verein.“ Der BV Weckhoven hat angeblich bereits angekündigt, bei einem Zuzug des VfR den Vertrag mit der Stadt über die Mitverantwortung für die Sportanlage kündigen zu wollen.
Sportdezernent Stefan Hahn ist zuversichtlich, dass es eine Lösung für den VfR geben wird. „Manchmal muss man vorher eben Pflöcke einschlagen“, sagt er.