Ermittlungspanne Polizei kappt legale Drogenplantage: Club will Schadenersatz

Hagen · 900 Pflanzen, Profi-Beleuchtung und Bewässerung: Die Polizisten glaubten an einen großen Ermittlungserfolg, doch sie zerstörten eine genehmigte Cannabisplantage. Die Betreiber wollen Entschädigung.

Vernichtete Ernte eines Cannabisclubs: Als die Polizei die professionelle Plantage sah, machte sie kurzen Prozess.

Foto: Alex Talash/dpa

Die Polizei hat in Hagen versehentlich eine legale Cannabisplantage vernichtet und sieht sich nun mit einer hohen Schadenersatzforderung konfrontiert. Der in Hagen ansässige Cannabisclub wolle für den Ernteausfall der 900 zerstörten Jungpflanzen seiner behördlich genehmigten Plantage 270.000 Euro sowie weitere Kosten ersetzt bekommen, sagte der Anwalt des Socialclubs „High Life“ Jens Gunnar Cordes auf Anfrage. Mehrere Medien hatten zuvor berichtet.

Laut Staatsanwaltschaft Hagen war bei Ermittlungen gegen einen wegen Drogendelikten vorbestraften Mann der Bauplan eines Gebäudes gefunden worden, der den Verdacht auf eine Drogenplantage nahelegte. Noch am selben Tag wurde demnach ein Durchsuchungsbeschluss für das Gebäude beantragt, allerdings ohne zu ahnen, dass es sich - wie auch die Bezirksregierung auf Anfrage bestätigte - um eine erlaubte Produktionsstätte für Cannabis handelte.

Auch als die Polizei die Halle am 20. März aufsuchte, glaubte sie weiter an ihren Ermittlungserfolg. „Die Umstände der Auffindesituation und ihre Beschaffenheit erweckten bei den Ermittlerinnen und Ermittlern den Eindruck einer professionell illegal betriebenen Plantage“, teilte die Polizei Hagen mit. In Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft habe man beschlossen, den Drogenfund unbrauchbar zu machen.

Ordnungsbehörden wissen nicht, wo Cannabisclubs anbauen

Eine behördliche Genehmigung sei zu diesem Zeitpunkt nicht bekannt oder erkennbar gewesen, so die Polizei. „Das Problem an der Sache ist, dass die Bezirksregierung den Ordnungsbehörden nicht vorab sagt, wo sich solche Flächen befinden“, sagte Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli. Auch die Polizei kritisierte dies.

Nach Schilderung des Anwalts des Cannabisclubs seien allerdings zumindest die am Einsatz beteiligten Polizisten vom Vermieter des Gebäudes darüber informiert gewesen, dass die Plantage in der Halle legal bewirtschaftet werde. „Der Vermieter war vor Ort und hat mehrfach darauf hingewiesen, dass der Mieter ein eingetragener Verein mit entsprechender Genehmigung sei“, sagte Cordes.

Verein hatte mit 45 Kilogramm Ernte kalkuliert

Doch die Polizei habe sich nicht aufhalten lassen und 900 im Wachstum befindliche Cannabispflanzen kurzerhand abgeschnitten und mitgenommen. „Dass die da gleich rein sind, alles zerstört und somit sofort Fakten geschaffen haben, ist ein unerträglicher Zustand“, so der Anwalt.

Nachdem sich der erst nachträglich informierte Vorsitzende bei der Polizei beschwert hatte, bot diese den Angaben zufolge noch an, die einkassierten Pflanzenreste zurückzugeben. „Aber die waren natürlich nicht mehr zu gebrauchen“, erklärte Cordes.

Polizei prüft Forderung - und Behörden-Abläufe

Stattdessen will der Verein nun seinen Schaden ersetzt bekommen - schließlich seien auf einen Schlag Pflanzen vernichtet worden, die dem Verein eine Ernte von 45 Kilogramm der Droge beschert hätten. Diesen Verlust bezifferte Cordes mit 270.000 Euro, wobei Kosten für neue Setzlinge, Arbeitsstunden für ihre Aufzucht und entstandene Mehrkosten bei Miete, Wasser und Strom noch gar nicht eingerechnet seien.

Wie mit der Forderung umzugehen sei, werde nun rechtlich geprüft, hieß es bei der Polizei. Unabhängig davon nehme man den Vorfall ernst und werde ihn zum Anlass nehmen, Prozesse im Zusammenwirken mit den zuständigen Behörden zu prüfen und gegebenenfalls zu optimieren.

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(dpa)