Ausbildung zum Werkstoffprüfer
Felix Sommerhoff absolviert diese Ausbildung. Im Schwerpunkt testet er Proben von Materialien auf Fehler.
Neuss. „Machen Sie gerne Sachen kaputt? Dann sind Sie eingestellt.“ So hätte, natürlich extrem vereinfacht, das Bewerbungsgespräch für Felix Sommerhoff ausfallen können. Der 20-Jährige macht im TPW Prüfzentrum an der Xantener Straße in Neuss ab dem 1. September eine Ausbildung zum Werkstoffprüfer.
Kern dieser Tätigkeit ist es, Proben von Materialien auf Fehler zu testen — sie also in vielen Fällen zu zerstören. Dazu gibt es bei TPW die verschiedensten Maschinen und Methoden, die der Auszubildende in den nächsten dreieinhalb Jahren kennenlernen wird.
Für Geschäftsführer Peter Mikitisin und seinen Personalleiter Markus Rahner ist die Ausbildung eine Neuheit. „Wir wollten schon seit Jahren einen Auszubildenden, aber es gab diesen Ausbildungsberuf in der Art nicht“, sagt Mikitisin, der seit 2010 das Unternehmen mit rund 45 Mitarbeitern leitet. „Erst im Juni dieses Jahres hat die IHK die Verordnung herausgegeben.“
Dass der Chef mit dem Meerbuscher Felix Sommerhoff nun einen fähigen und hochmotivierten Lehrling gefunden hat, bedeutet ihm viel. Es sei nicht leicht, qualifiziertes Fachpersonal zu finden, sagt er.
Da geht es vor allem um die hochmodernen Maschinen in seinem Betrieb. Bestes Beispiel: der Computertomograph. Das zu prüfende Teil kann, wie der Mensch beim Arzt, komplett durchleuchtet werden.
So ist der Fehler schnell zu finden, ohne dass das Teil zerstört werden muss. Das geschieht etwa bei der Härteprüfung oder Zugfestigkeitsprobe, bei der das Metall hohen Temperaturen ausgesetzt wird und dann mehreren Tonnen Zuggewicht standhalten muss. Irgendwann knallt es, und das Teil zerreißt.
Felix Sommerhoff schaut sich die Maschinen voller Erwartung an. „Ich freue mich am meisten darauf, mit dem Computertomographen zu arbeiten. So was hat nicht jede Firma“, sagt er. Bei TPW steht einer der fünf größten weltweit.
Sommerhoff muss nicht nur Grundlagen oder zumindest Interesse an Mathematik, Physik und Chemie mitbringen, sondern auch Flexibilität. „Es kann sein, dass wir freitags einen Auftrag von einem Kunden im Ausland bekommen und Herr Sommerhoff dann am Wochenende spontan beispielsweise in die Schweiz muss“, sagt Personalleiter Rahner.
Hinter dem Job als Prüfer steht eine große Verantwortung. Die Mitarbeiter überprüfen beispielsweise die Schweißnähte von Kraftwerken, Teile von Flugzeugen und aus der Automobilindustrie. Erst wenn die Werkstoffprüfer ihr Okay gegeben haben, dürfen sie in Betrieb genommen werden.
Felix Sommerhoff genießt es, eine Ausbildung zu absolvieren, von denen nur wenige seiner Bekannten je gehört haben. „In der Schule musste ich immer erklären, was ich genau mache“, sagt er. Um seine Zukunft muss sich der 20-Jährige erst einmal keine Sorgen mehr machen. Er weiß jetzt schon, dass er eine hohe Chance hat, nach der dreieinhalbjährigen Ausbildung übernommen zu werden.