Ultrasportler laufen quer durch die Alpen

Brüderpaar aus dem Kreis nimmt an Transalpine-Run teil.

Rhein-Kreis Neuss. Es existieren Herausforderungen, da zieht man den Hut vor, wenn der Sportler das Ziel erreicht — einen Marathon etwa. Dann gibt es Steigerungen, bei denen es weniger ambitionierten Sofahockern vor dem Fernseher die Sprache verschlägt — zum Beispiel bei einem Triathlon. Und schließlich haben wahrscheinlich Verrückte bestimmte Veranstaltungen aus er Taufe gehoben, die nach menschlichem Ermessen eigentlich nicht zu bewältigen sind — wie den Transalpine-Run.

In acht Tagen absolvieren die Teilnehmer, immer in Zweier-Teams, rund 250 Kilometer bei 15 000 Höhenmetern durch die Alpen — von Oberstdorf in Deutschland über St. Anton in Österreich, Scuol in der Schweiz bis Laatsch in Italien. Start ist am 31. August. Mit dabei: der 26-jährige Fynn Lauritz Kruse aus Dormagen und sein drei Jahre älterer Bruder Jan Erik Kruse aus Rommerskirchen.

„Es geht uns nicht um eine bestimmte Platzierung. Wir wollen ankommen, die acht Tage und die Schönheit der Alpen genießen“, versichert Jan Erik Kruse, der in der Läuferszene in der Region bekannt wie ein bunter Hund ist. Doch Langlauf, Marathon und Ultralauf genügten ihm irgendwann nicht mehr, der 29-Jährige sattelte unter anderem auf Triathlon um.

Dann bekamen die beiden Asics-Mitarbeiter von Gore-Tex, dem Hauptsponsor des Transalpine-Run, quasi einen kostenlosen Startplatz auf dem Silbertablett serviert. „Die Teilnahmegebühr beträgt ansonsten 1430 Euro. Da mussten wir einfach zusagen, obwohl es nicht wirklich in unseren Plan passte“, sagt Kruse, der erst vor zwei Monaten einen Ironman absolviert hat.

Dennoch hat sich das Duo natürlich entsprechend vorbereitet. Bei Treppenläufen, Trainingseinheiten auf der Allrather Höhe oder vier Tagen auf Mallorca haben sich die Ultrasportler das Rüstzeug für ihr Abenteuer zugelegt. „Wir wissen, was auf uns zukommt“, sagt Kruse.

Die acht alpinen Tage sind in acht Etappen unterschiedlicher Länge eingeteilt. Die dritte und härteste verlangt den Läufern bei knapp 3000 Höhenmetern, einer Gesamtdistanz von rund 38 Kilometern sowie zwei langen Anstiegen alles ab.

Fast schon Erholung ist da bei Etappe fünf angesagt, wenn die Teilnehmer über sieben Kilometer lediglich einen Bergsprint absolvieren müssen. Geschlafen wird in der Regel auf Iso-Matten in Turnhallen. Sieger ist, wer in der Addition aller Etappen die kürzeste Zeit benötigt hat.

Fynn Lauritz und Jan Erik Kruse sind ein eingeschworenes Team, haben beide schon mehrere Ultraläufe zusammen hinter sich gebracht. „Mein Bruder ist zehn Kilogramm leichter und kommt daher schneller die Berge hinauf, ich bin dagegen etwas flotter auf den flachen Strecken. Aber der Unterschied ist nicht groß“, erzählt Jan Erik Kruse.

Allerdings: „Mein Bruder achtet oft nicht darauf, genug zu essen, während ich gerade zu Beginn dazu neige, ein zu hohes Tempo vorzulegen. Da müssen wir uns dann gegenseitig ermahnen.“

Noch wichtiger sei, dass man sich gut versteht. „Und, dass man in der Lage ist, den anderen richtig einzuschätzen, wenn der sich mal in einem Loch befindet“, sagt der Rommerskirchener. Asketen seien sie übrigens beide nicht. Kruse: „Das ist ein Vorurteil. Klar achtet man auf seine Ernährung und trinkt nicht jeden Abend ein Bier. Aber wir haben noch keine Party ausgelassen.“