Barfuß laufen über Splitt und Stein

Auf der Anlage des Verkehrsvereins erfährt der Nutzer ein neues Geh-Gefühl.

Foto: büntig

Neuss. Geradezu idyllisch ist der Barfußpfad im Neusser Süden gelegen. Er teilt sich das Gelände in der Erftaue an der L 380 mit dem „Neusser Hochzeitshain“, einer 9000 Quadratmeter großen Wiese, auf der Brautpaare ihren „Hochzeitsbaum“ pflanzen können. Zwischen einer Vielzahl von Erlen, Eichen, Linden und Ulmen hat der Verkehrsverein 2003 den mit verschiedenen Belagen wie Carrara Rundkiesel, Basaltschotter aber auch mit Muscheln und Sand gefüllten Barfußpfad angelegt.

Foto: Büntig/Archiv

Obwohl ganzjährlich kostenfrei zugänglich, startet die vom Verkehrsverein empfohlene Saison im Mai und dauert bis zum Oktober an. Viel Zeit also, um sich dem Erlebnis Barfußpfad hinzugeben.

„Wellness für die Füße“ verspricht der Pfad den Besuchern. Und tatsächlich klingt es für jemanden, der mitunter acht bis zehn Stunden in einem Büro sitzt und nur selten die Gelegenheit bekommt, sich die Füße zu vertreten, geradezu himmlisch, über Marmor Rosso Verona, Humus oder Rindenmulch zu laufen.

Aber Vorsicht! Wer sich auf einen reinen „Fußgenuss“ einstellt, wird unter Umständen schnell ernüchtert. Bereits die erste Station, auf der Basaltsplitt aufgeschüttet ist (nur eine Vermutung, denn eine Beschilderung fehlt leider), wird für einen beschuhten Durchschnittsfußgänger schon zur Herausforderung. Mit unangenehmem Piksern bohren sich bei jedem noch so vorsichtig gesetzten Tritt die kleinen, spitzen, grauen Steinchen in die Fußsohlen und zwischen die Zehen. Für eine Abkühlung sorgt das feuchte und weiche Gras zwischen den einzelnen Pfaden.

Eine Wohltat bieten auch Kiesel an einer der nächsten Stationen. Geradezu übermütig läuft der Besucher dann auch auf den großen grauen Steinen, die von der Sonne angestrahlt wunderbare Wärme abgeben.

Wer an dieser Stelle aber glaubt, bereits ein Experte auf dem Gebiet der begehbaren Steine zu sein, wird am Pfad mit Marmor rosso Verona schnell eines Besseren belehrt. Die kleinen roten Steinchen sehen von weitem ganz gemütlich aus — sind es aber nicht. Auch hier findet der Ungeübte kaum eine schmerzfreie Möglichkeit, die gesamte Strecke abzulaufen. Auch der Carrara-Rundkiesel an einer der nächsten Etappen zeigt sich nicht sehr benutzerfreundlich.

Aber es gibt auch wunderbare Momente. So etwa, wenn man etwa über die beiden mit Sand gefüllten Pfade läuft: der eine sehr fein und geradezu weich unter den Fußsohlen, der andere eher grobkörnig, dafür aber angenehm anregend.

Immer wieder trumpft der Barfußpfad mit Gegensätzen auf. Während man auf den kleinen zerstampften Muscheln kaum einen Fuß vor den anderen bekommt, möchte man auf dem weichen, leicht nachgebendem Rindenmulch ewig weiterlaufen.

Nachdem der Barfußgänger die 17 „Erlebnisfelder“ durchschritten hat, ist erst mal eine Verschnaufpause auf einer der Sitzbänke angesagt. Und verwundert stellt der Gast fest, dass es zwar so manch ein schwieriges Terrain zu durchschreiten gab, man aber am Ende doch mit einem angenehmen Kribbeln in den Fußsohlen nach Hause geht.