Beim Namen des neuen Bildungszentrums baut Neuss auf seine Vergangenheit

Haus für VHS, Musikschule und Fern-Uni wird Romaneum heißen. Baubeginn ist im Herbst.

Neuss. Steht ein neues Vorhaben an, ist die Namensfindung essentieller Teil der Projektplanung. Nachdem über den Standort für einen Neubau von Musikschule, VHS und Fernuniversität Hagen lange diskutiert wurde, verlief die Namensgebung nun vergleichsweise schnell: Das neue Bildungszentrum auf dem Gelände des ehemaligen Omnibusbahnhofs wird "Romaneum" heißen.

Die Stadt hatte in den vergangenen Wochen die Neusser dazu aufgerufen, Vorschläge einzureichen. Eine Jury aus Vertretern der Institute sowie Kulturdezernentin Christiane Zangs und Bürgermeister Herbert Napp wählten aus 30 Einsendungen dann den Namen "Romaneum" aus. Der Stadtrat folgte in seiner letzten Sitzung vor der Sommerpause der einstimmigen Empfehlung der Expertenkommission.

Der Name erinnere an die römischen Funde, die von Archäologen auf dem Grund des ehemaligen Busbahnhofs entdeckt wurden und die nun zugänglich gemacht werden sollen. Des Weiteren sei der Begriff prägnant und einprägsam, heißt es in der Begründung der Jury.

Da sich im Namen Romaneum zudem das Neusser Kfz-Kennzeichen NE verberge, lasse sich die Bezeichnung auch graphisch gut als Logo gestalten, so die Jury.

Zwar gab es Kritik am Verfahren - manche Ratsmitglieder bevorzugten eine Beratung im Kulturausschuss - doch die große Mehrheit sprach sich für Romaneum aus. Die fraktionslosen Dietmar Pietsch, Bernhard Pickert-Goldenbogen sowie Gerhard Quentin (Unabhängige/Linke) stimmten gegen den Vorschlag, die Grünen und CDU-Mann Klaus Karl Kaster enthielten sich. "Dieser Name ist Schwachsinn", polterte Quentin, die römischen Funde hätten nichts mit den Angeboten der Bildungsinstitute zu tun.

Nicht durchsetzen konnte sich SPD-Fraktionschef Reiner Breuer mit dem bisherigen Arbeitstitel "Haus der Bildung". Die neue Name stammt aber kurioserweise dennoch aus Reihen der SPD, nämlich aus der Feder von Ratsherr Ingo Stolz.

Stolz hatte nur flüchtig vom Wettbewerb gelesen und seine Idee flugs eingeschickt. Für den Hobby-Archäologen lag der Name nahe, gehört Neuss doch neben Augsburg und Trier zu den ältesten römischen Ansiedlungen.

Das Wort "Romaneum" werde im Lateinischen oft als Adjektiv - wie etwa in "Vita romaneum (das römische Leben)" - verwendet, weiß Stolz, der im altsprachlichen Gymnasium in Rheydt-Odenkirchen einst mit Willy Wimmer die lateinischen Vokabeln paukte.

"Der Begriff Forum Romanum bezeichnet den ältesten Platz Roms und ein Forum entstand in allen römischen Städten - sicherlich auch in Neuss und wahrscheinlich auch an dieser Stelle", vermutet Stolz, der als VHS-Dozent auch schon selbst Vorträge über das römische Novaesium hielt.

"Der Stadtbezirk Rosellen war einst die Kornkammer des römischen Neuss. Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich auf einem Spaziergang nicht ein Relikt aus römischen Zeiten finde", bekundet Stolz. Die Ausgrabungen am ehemaligen Busbahnhof-Gelände hat der SPD-Mann entsprechend mit großem Interesse verfolgt.

Im 3.Jahrhundert stand Am Kehlturm/Hymgasse ein römisches Rasthaus. Zurzeit wird untersucht, wie die römischen Funde im Pflaster dargestellt und so weit wie möglich auf ihrem historischen Niveau unterhalb der Platzebene zugänglich gemacht werden. Die Neusser Heimatfreunde sind in die Planungen einbezogen.

Der Neubau wird von der Bauunternehmer-Gemeinschaft Frauenrath/Nesseler errichtet. Der "private Partner" plant und baut auf eigene Kosten, die Stadt mietet auf 20 Jahre und übernimmt die Platzgestaltung. Die Bauarbeiten sollen nach dem Schützenfest beginnen.