Biologen sollen in Altarmen nach dem Kammmolch suchen
Lebt das seltene Tier dort, dürfen die Gewässer nicht an die Erft angeschlossen werden.
Grevenbroich. Für den Erftverband wäre es ein Leichtes, die Altarme im Naturschutzgebiet „Schwarze Brücke“ in Kapellen vor dem ständigen Trockenfallen zu retten: Einfach an die Erft anschließen, so dass eine stete Wasserzufuhr möglich wird. Damit könnten Fische davor bewahrt werden, auf dem Trockenen zu liegen. Doch dieser simple Trick hat einen gewaltigen Haken: Die damit entstehende Strömung würde ein seltenes Tierchen empfindlich in seinem Wohlbefinden stören — nämlich den stille Gewässer liebenden Kammmolch. „Diese vom Aussterben bedrohte Art soll angeblich an der ,Schwarzen Brücke’ heimisch sein“, sagt Udo Rose, Biologe beim Erftverband in Bergheim. Und es wäre fatal, diese Amphibien-Rarität durch eine Wasserzufuhr in Gefahr zu bringen.
Zwar wird gerne behauptet, dass Kammmolche im Kapellener Naturschutzgebiet leben — doch genau weiß man das nicht. Um Licht ins Dunkle zu bringen, sollen nun Experten zum Zuge kommen; der Rhein-Kreis Neuss wird in Kürze ein Fachbüro mit einem Gutachten beauftragen. Biologen sollen über mehrere Monate — bis zum Frühjahr 2018 — in den Altarmen nach dem seltenen, bis zu 18 Zentimeter langen Lebewesen fahnden. „Voraussichtlich im April nächsten Jahres werden wir wissen, ob sich diese Tiere dort aufhalten — oder ob das nur ein Gerücht ist“, sagt Volker Große vom Planungsamt des Rhein-Kreises. Sobald Fakten in dieser Sache geschaffen seien, könnten geeignete Maßnahmen gegen das ständige Trockenfallen der alten Erftarme in Kapellen ergriffen werden.
Dieter Dorok, Ratsherr der Grünen, hatte im April auf das Problem aufmerksam gemacht und den Erftverband zum Handeln aufgefordert. Dem folgte in dieser Woche ein Expertengespräch in Bergheim, an dem neben Vertretern von Kreis und Stadt auch Mitarbeiter der Bezirksregierung und des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) teilnahmen. Das Ergebnis der Runde: Weist das — voraussichtlich mit Landesmitteln bezuschusste — Gutachten nach, dass Kammmolche an der „Schwarzen Brücke“ leben, sollen in unmittelbarer Nähe Ersatzgewässer für die seltenen Amphibien geschaffen werden. „Platz dafür ist ausreichend vorhanden“, sagt Udo Rose.
Sind aber weder Laich, Larven noch ausgewachsene Molche ausfindig zu machen, wird die Umsiedlung überflüssig. Dann kann der Verband die beiden alten Arme direkt an die Erft anschließen. Das käme einem weiteren unter Schutz stehenden Tier zugute: dem Bitterling — einem Fisch, der seinen Laich in der ebenfalls gefährdeten Großen Teichmuschel ablegt. Dass beide Arten in den Altarmen vorkommen, ist unstrittig.
Zufrieden mit dem Vorgehen zeigt sich Rolf Behrens vom BUND-Landesverband. „Gott sei Dank wird nach einer Lösung für das Naturschutzgebiet gesucht“, sagt er. Behrens lobt hier vor allem das Engagement des Kreises und dessen Bemühen um ein Fachgutachten.