Bis zum Nordkap für den guten Zweck

Die Kaarster Frederike Kranz und Guido Prass starten zugunsten eines Demenz-Projektes eine Tour durch zehn Länder.

Foto: Köhler

Kaarst. Abenteuerlustig sind sie. Den Anlasser des 38 Jahre alten Ford Granada haben Frederike Kranz und Guido Prass gestern aber doch noch austauschen lassen. Das Risiko, im Nirgendwo zu stranden, ist den beiden Kaarstern dann doch zu groß. Innerhalb von 16 Tagen wollen sie gut 7500 Kilometer zurücklegen — mit einem Auto, das zwar Charakter, aber auch ein H-Kennzeichen besitzt und maximal 120 Sachen drauf hat. Ihr Ziel: „Ankommen — in der vorgegebenen Zeit, mit dem Auto und zu zweit“, sagt Guido Prass grinsend. Und Spenden sammeln, mindestens 9000 Euro, für die Gestaltung des „Erinnerungspfades“, der gegenüber dem St.-Augustinus-Memory-Zentrum auf der Neusserfurth entstehen soll.

Der Startschuss zur „Baltic Sea Circle Rallye“, einer Tour für den guten Zweck, fällt am 18. Juni auf dem Hamburger Fischmarkt. Erst Mitte April wurde Guido Prass auf die Aktion, die bereits zum sechsten Mal stattfindet, aufmerksam — einen Tag vor Anmeldeschluss. Seine Lebensgefährtin saß da gerade im Flieger Richtung USA. „Als der Anruf kam, waren wir schon auf dem Rollfeld und ich hatte einen 13-stündigen Flug vor mir, musste mich also sofort entscheiden“, erzählt die 28-jährige Marketing-Frau lachend.

Dass ihr Trip durch zehn nordeuropäische Länder Aufmerksamkeit für das Thema Demenz schaffen soll, stand von Anfang an fest. Prass ist als Inhaber des Betreuungsdienstes Avilius-Lebenshilfe und Teilnehmer beim runden Tisch Demenz für dieses Krankheitsbild sensibilisiert. Daher wusste er um die Pläne, im Naturschutzgebiet zwischen Nordkanal und Steinhausstraße, vis-à-vis dem Ende 2015 eröffneten St.-Augustinus-Memory-Zentrum, einen Erinnerungspfad anzulegen.

„Das Konzept liegt derzeit beim Grünflächenamt der Stadt Neuss“, berichtet Andrea Kuckert-Wöst-Heinrich, Projektleiterin des Zentrums. „Ähnlich wie die zwölf Sinneskabinette im Haus sollen draußen im Gelände sechs unterschiedlich gestaltete Nischen die Natur mit allen Sinnen erfahrbar machen und so die Erinnerung unterstützen.“

Dass Guido Prass den Ford Granada mit der Startnummer 66 von einer Familie aus Kaarst gekauft hat, deren Angehöriger seit einigen Jahren von einer schweren Demenz betroffen ist, macht die ganze Sache rund. Mit eigenen finanziellen Mitteln und der Unterstützung zahlreicher Kaarster Firmen hat Prass das Auto erst einmal instandsetzen lassen, bevor er und Frederike Kranz sich abseits der Autobahnen auf den Weg zum Nordkap und zurückmachen. „Das Roadbook mit den Aufgaben zu den Streckenabschnitten bekommen wir erst in Hamburg“, erklärt Guido Prass, der unterwegs im Freien übernachten will. „Nur mit Karten und ohne GPS durch Russland — das wird interessant“, glaubt Frederike Kranz. Bevor es in den nächsten Tagen Richtung Norden geht, werden sie morgen von Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus vor dem Kaarster Rathaus verabschiedet. Und für den weißen Ford Granada gibt’s einen schönen Kaarst-Aufkleber.