BUND stellt sich gegen Wüsten-Szenario

Die Grünen in Mönchengladbach hatten vor einer „Versteppung“ und Wassermangel nach der Zeit des Braunkohleabbaus gewarnt.

Foto: WZ-Archiv

Grevenbroich. Aktuelle Sorgen machen sich Kommunalpolitiker über eine befürchtete „Versteppung“ der Landschaft nach dem Kohletagebau. Auch Grevenbroichs Landwirtschaft wäre betroffen, wenn die von Bündnis 90/Die Grünen in Mönchengladbach propagierte Befürchtung eintreffen würde, dass nach dem Tagebau das Sümpfungswasser nicht mehr zur Verfügung stehe und deshalb eine Versteppung ganzer Landstriche drohe.

Wird Grevenbroich etwa zur Wüste? „Das ist absoluter Blödsinn“, sagt Dirk Jansen, Diplom-Geograf beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), zu solchen Befürchtungen. Genau das Gegenteil, nämlich der Wiederanstieg des Grundwassers, werde das Thema auch in Grevenbroich sein.

Deshalb sei eine umfangreiche Studie unter Beteiligung des BUND, der Kommunen und des Landes aktuell damit befasst, die Spätfolgen des Tagebaus zu prognostizieren. Denn es sei schlichtweg vor Beginn des Tagebaus „von den Kommunalpolitikern verschlafen“ worden, insbesondere bei der Ausweisung von Baugebieten den späteren möglichen Grundwasseranstieg zu berücksichtigen. „Der BUND hat lange gefordert, diese und andere Langzeitfolgen des Tagebaus endlich zu untersuchen“, sagt Jansen, der mit dem Ergebnis dieser Studie aber frühestens im nächsten Jahr rechnet. Der Umwelt-Experte sagt aber voraus: „Klar ist, dass wir alle noch lange nach dem Bergbauende mit den Folgen klarkommen müssen. Das wird im Zweifel auch richtig teuer werden. Schätzungen gehen davon aus, dass allein in der Erftaue jährlich noch 100 Millionen Kubikmeter Wasser nach Bergbauende gehoben werden müssen, damit die dortigen Siedlungen nicht absaufen. Die Frage ist, wer das Ganze letztendlich bezahlt. Ich fürchte, dass dies die Allgemeinheit sein wird“, sagt Dirk Jansen. Er erinnert: Für die Gewinnung der Braunkohle im Rheinischen Revier sei im offenen Tagebau die großräumige Absenkung des Grundwasserspiegels notwendig geworden. Je nach Ausmaß dieser Grundwasserabsenkungen stellten sich nun in der Folge Geländesenkungen ein, die auch beim Grundwasseranstieg nicht voll reversibel seien.

RWE-Power-Sprecher Guido Stefen sagt aber: Die Kernbotschaft sei von Anfang an gewesen, dass nach dem Tagebau die alten wasserwirtschaftlichen Gegebenheiten wieder hergestellt würden. „Eine Ausnahme stellen allerdings die kulturell überformten Niederrungen dar, wo entgegen der Warnungen vor dem Grundwasser doch gebaut worden ist“, schränkt Steffen ein.

RWE wolle sich nicht an einer Diskussion beteiligen, ob bei den Baugenehmigungen „irgendeiner geschlafen habe“ (wie vom BUND vorgebracht). Es sei auch im Vorfeld bereits vermittelt worden, dass in der Erftaue, allerdings weiter südlich von Grevenbroich, mit Absenkungen und Tiefenwasser gerechnet werden müsse. Und wer in solchen Gebieten trotzdem baue, der müsse damit rechnen, dass er das Wasser dann auch abpumpen müsse.