Kaarster sollen über Ausgaben für den Sport mitentscheiden

Die Stadt will damit den Bau von Sportstätten besser planen.

Foto: Stadt Kaarst

Kaarst. Der Startschuss zur Integrierten Sportentwicklungsplanung der Stadt Kaarst ist gefallen. Am Ende der Woche werden 6000 Bürger unterschiedlicher Altersklassen und aus allen Stadtteilen einen Fragebogen zugeschickt bekommen. Die Auswertung übernimmt das Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung in Potsdam.

Darüber hinaus wird der Bedarf von Schulen, Kindergärten und Sportvereinen abgefragt. „Wir wollen unter anderem die subjektiven Wahrnehmungen mit den objektiven Fakten abgleichen“, erklärt der Sportdezernent der Stadt, Sebastian Semmler. Der zuständige Fachbereichsleiter Heinz Kiefer appelliert an die Adressaten, die Fragebögen auszufüllen, um so Einfluss auf die Sportstättenplanung zu nehmen.

Professor Michael Barsuhn vom Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung hat bereits viele Städte beraten. Kaarst ist jedoch die erste Kommune in Nordrhein-Westfalen, die die Dienste seines Instituts in Anspruch nimmt. „Die Bürgerbefragung ist das Herzstück der Bedarfsanalyse“, erklärt Barsuhn, der über dieses Thema seine Doktorarbeit geschrieben hat. Er setzt darauf, dass die zufällig Ausgewählten den Fragebogen ausfüllen und dann ohne Rückporto an die Stadt schicken. Dabei geht es um Fragen wie diese: „Welche Anlagen nutzen Sie für Ihre sportlichen Aktivitäten hauptsächlich?“ Oder: „Welche Bedeutung haben Sport und Bewegungsaktivitäten für Sie?“

Axel Volker, Vorsitzender des Stadtsportverbands Kaarst, begrüßt die Erhebungen: „Stillstand wäre Rückschritt. Uns interessiert unter anderem, ob die Sporttreibenden eine Halle in ihrer Nähe wünschen oder eher eine größere Trainingsmöglichkeit etwas weiter entfernt.“

Sebastian Semmler, Kaarster Sportdezernent

Die Verwaltung verspricht sich mehr Klarheit für künftige Investitionen. „Wir wollen Struktur in den kommunalen Sport bringen“, erklärt Sportdezernent Semmler.

Für Axel Volker ist der finanzielle und zeitliche Aufwand vertretbar: „Der Blick vom Kirchturm ist zwar nicht schlecht, ein externer ist aber objektiver. Der Sachverstand vor Ort wird zusätzlich benötigt.“ Der Vorsitzende des Sportausschusses, Guido Otterbein, hält den Zeitpunkt für genau richtig: „Schließlich geht es gerade darum, die Grundschule und die Gesamtschule Stakerseite in Kaarst neu zu planen. Da ist es wichtig, die Wünsche und Ansprüche der Schule, der Vereine und der Bürger genau zu kennen.“ Otterbein weiß, dass die Ergebnisse der Integrierten Sportentwicklungsplanung für die Politik verpflichtend sein sollten: „Da müssen wir uns dann später an die eigene Nase fassen.“

Der Zeitplan sieht so aus: Bis zum 19. Mai sollen die Fragebogen ausgefüllt an die Stadt zurückgeschickt werden. Im Juni werden sie dann maschinell eingelesen, danach erfolgt in Potsdam die wissenschaftliche Auswertung. Ende September sollen im kleinen Kreis erste Zwischenergebnisse präsentiert werden. Später wird es noch Workshops mit allen Beteiligten geben — also auch mit nicht in Vereinen organisierten Sportlern. „Davon versprechen wir uns weitere Impulse und Ideen“, sagt Barsuhn.