„Bundeshauptstadt der Energie“ vor dem Ende?

Der Patentschutz für den Titel läuft Ende des Monats aus. Die Politik diskutiert die Verlängerung.

Grevenbroich. Coca-Cola und Grevenbroich haben eines gemeinsam: Beides sind geschützte Marken. 2005 ließ Ex-Bürgermeister Axel Prümm (CDU) den Slogan „Bundeshauptstadt der Energie“ beim Deutschen Marken- und Patentamt eintragen — die Schlossstadt gehört damit nach wie vor zu den wenigen Kommunen in der Bundesrepublik, die ihren Namen haben schützen lassen.

Dieser Schutz gilt nicht für immer: Nach zehn Jahren läuft der Eintrag im Register aus — und zwar in knapp zwei Wochen, am 30. September. Darauf hat Bürgermeisterin Ursula Kwasny jetzt die Vorsitzenden der Ratsfraktionen hingewiesen und sie für Dienstag zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen. Den „verlängerten Markenschutz“ gibt es nicht umsonst, er ist mit Kosten von rund 1300 Euro verbunden.

Den Titel „Bundeshauptstadt der Energie“ hat sich die Wevelinghovenerin Sabine Kottmann vor zehn Jahren einfallen lassen. Sie gewann damit einen von Axel Prümm initiierten Ideen-Wettbewerb. Der Ex-Bürgermeister ließ den Spruch schützen, auch weil er befürchtete, dass die Stadt Essen — als langjähriger Sitz der RWE-Zentrale — ihm den griffigen „Bundeshauptstadt“-Titel wegnehmen könnte.

Prümms Nachfolgerin Ursula Kwasny teilte die Leidenschaft ihres Vorgängers zum Slogan allerdings nicht. Nach ihrer Amtsübernahme 2009 verschwand er zuerst von den offiziellen Briefköpfen der Rathaus-Post, später von den Ortseingangsschildern im Stadtgebiet. Auf der Homepage der Verwaltung ist er aber noch zu finden.

Offiziell hat sich der Rat noch nicht von dem Slogan verabschiedet. Das könnte aber nach der interfraktionellen Runde am Dienstag geschehen. „Ich stelle mir persönlich die Frage, ob der Spruch noch Sinn macht“, sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Kaiser. Die Union stehe zwar „uneingeschränkt zur heimischen Energiewirtschaft“, mit Blick auf die laufende Leitbild-Diskussion sei der Spruch jedoch schwierig, da er sich auf eine Sache festlege. Dies sei aber seine persönliche Auffassung;

Die SPD hat sich bereits positioniert. „Wir wollen keine Verlängerung des geschützten Namens“, sagt Stadtverbandsvorsitzender Daniel Rinkert: „Nach der Ära Prümm ist er ohnehin nicht mehr vermarktet worden.“ Viel wichtiger für die Sozialdemokraten: „Der Spruch würde die Diskussion um ein Leitbild für das Jahr 2030 konterkarieren, mit der sich die Stadt für die Zeit nach der Braunkohleverstromung positionieren will“, sagt Rinkert.

FDP-Fraktionschef Markus Schumacher bezeichnet das interfraktionelle Gespräch als überflüssig: „Es ist das Geschäft der laufenden Verwaltung, den Slogan weiterhin zu schützen“, sagt er. Schumacher will an dem Titel festhalten, da er Grevenbroich bundesweit bekannt gemacht habe.