CDU: Tiefe Verunsicherung
Verwirrung und Unruhe herrscht nach dem Rücktritt von Bernd Koenemann. Stadtwerke-Chef Heinz Runde reagiert enttäuscht.
Neuss. Unruhe, Verwirrung und Unklarheit darüber, wie es weitergehen kann, prägte in der CDU die Stimmung am "Tag danach": Wegen des Abstimmungsverhaltens von wahrscheinlich sieben CDU-Stadtverordneten, die entgegen vorheriger Zusage den Punkt "Fusion der Stadtwerke" in geheimer Abstimmung mit der Opposition von der Tagesordnung gekippt hatten, war Fraktionschef Bernd Koenemann wie berichtet am Sonntag zurückgetreten.
Heftig die Reaktion des Bürgermeisters: Er könne die Enttäuschung des Fraktionsvorsitzenden verstehen, betont Herbert Napp und erklärt die Abweichler zum "schwarzen Block". CDU-Parteichef Jörg Geerlings, Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzender und ebenso strikter Fusions-Befürworter wie der Bürgermeister, bemüht sich wie schon am Freitagabend spürbar um Zurückhaltung. Vor einer Zerreißprobe sieht er die Fraktion "eher nicht", macht aber sehr wohl eine "tiefe Verunsicherung" aus.
Am Montag kommender Woche tagt die Fraktion. Bis dahin müsse die Zeit genutzt werden, um die Dinge offen und schonungslos zu klären und dann an jenem Abend einen neuen Fraktionsvorsitzenden zu wählen, so Geerlings. Sein eigener Name fällt neben dem des stellvertretenden Bürgermeister Thomas Nickel immer öfter. Geerlings will sich dazu aber nicht äußern; "nicht mal im Ansatz".
Am Montag nächster Woche könnte ein neuer Fraktionsvorsitzender - von einer Frau ist nicht die Rede - gewählt werden. Und das Sachthema, das alles ausgelöst hat? Jörg Geerlings gibt zu, derzeit liege das Thema, wie es mit den Stadtwerken weitergehe, auf Eis. Unwirsch habe man in Krefeld reagiert, konstatiert er, aber: "Kaputt ist die Fusion mit Krefeld nicht." Die gedachte Gründung des neuen Unternehmens zum 1.Januar 2008 allerdings ist obsolet.
Stadtwerke-Chef Heinz Runde reagiert enttäuscht. "Wir akzeptieren und respektieren die Entscheidung der Neusser Stadtverordneten, bedauern sie aber zutiefst", erklärt er: "Mit der wiederholten Entscheidungsverschiebung über eine Fusion liegt auch die Verantwortung über eine damit verbundene Verschlechterung der Marktfähigkeit der Stadtwerke beim Rat der Stadt Neuss." Der Stadtwerke-Geschäftsführungsvorsitzende geht noch weiter und deutet an, dass die Stadtwerke zwar noch ein gesundes Unternehmen seien. Ergebnisverbesserungen aber ließen sich voraussichtlich nur noch über Restrukturierungsmaßnahmen umsetzen.
Eine Niederlage auch für den Bürgermeister. Der legt gestern nochmal nach: "Keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Man weiß ja nicht, wer den Dolch im Gewand trägt. Und das ist ein unerträglicher Zustand."