Schweigeminute für die Opfer

Kraftwerksunfall: 600 Menschen bekunden den Angehörigen bei einer Trauerfeier ihr Mitgefühl. Das Orchester von RWE Power spielt ein getragenes Largo von Georg Friedrich Händel.

Grevenbroich. Angehörige, Notfallhelfer, Kollegen, Gäste und Vertreter aus der Politik und der Unternehmen Hitachi, Alstom und RWE kamen gestern Morgen in die Grevenbroicher Erfthalle. In einer Trauerfeier gedachten sie der Monteure, die am 25.Oktober auf der Kraftwerksbaustelle in Neurath verunglückt sind. An jenem Tag war ein 450 Tonnen schweres Stahlgerüst eingestürzt und hatte drei Arbeiter in den Tod gerissen, sechs Menschen wurden verletzt. Einige von ihnen, die aus dem Krankenhaus bereits entlassen sind, kamen gestern in die Erfthalle.

Fotos der drei Arbeiter Patrik und Jaroslav Vykoupil und Petr Lindrovky stehen dort auf der Bühne, daneben Blumengestecke. Das Orchester von RWE Power spielt ein getragenes Largo von Georg Friedrich Händel. Danach tritt Bürgermeister Axel Prümm ans Rednerpult. "Wer im Bewusstsein seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern. Tot ist, wer vergessen ist", zitiert er Johann Wolfgang von Goethe und versucht damit, den aus Tschechien und der Slowakei angereisten Angehörigen ein Stück Hoffnung zu geben.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ingo Wolf spricht sein Mitgefühl aus und sagt: "Grevenbroich-Neurath steht seit dem 25.Oktober nicht mehr nur für eine der größten Baustellen Europas." Er habe am Unglückstag schreckliche Bilder gesehen.

"Wir fragen nach dem Sinn, suchen nach den Gründen", spricht Landrat Dieter Patt die Betroffenheit der Anwesenden aus. "Und es ist uns schmerzhaft bewusst geworden, dass wir nicht alles vorhersehen können." Patt schließt seine Rede mit einem Satz auf Tschechisch und Slowakisch. "Seien Sie versichert, dass wir Ihr Leid mitempfinden", sagt der Vorstandsvorsitzende von RWE Power, Ulrich Jobs.

"Es war alles gut geplant, bis aufs Genaueste berechnet. Und dann ist die größte Angst Wirklichkeit geworden", sagt Notfallseelsorger Knut Decker, bevor ein Polizeiseelsorger auf die Bühne tritt und eine Schweigeminute ankündigt. Die 600 Menschen in der Erfthalle stehen auf. Betretenes Schweigen. Das Weinen einer Angehörigen ist zu hören.

Das Orchester beschließt die Trauerfeier.