Das Sonnenblumenöl kommt von nebenan

Seit dem vergangenen Jahr beliefert Thywissen seinen Nachbarn an der Industriestraße.

Neuss. Zur Sitzung des Ausschusses für Wirtschafts- und Liegenschaftsangelegenheiten mussten sich dessen Mitglieder am Dienstag erst einmal umziehen. In Sicherheitsschuhen, weißen Overalls, Haarnetzen und gelben Warnwesten gingen sie durch Produktionsräume des Thomy-Werks an der Industriestraße — einem der großen Neusser Lebensmittelproduzenten neben Unternehmen wie der Sauerkrautfabrik Leuchtenberg oder den Ölmühlen von Thywissen, Walter Rau oder Plange.

Nach dem Gang durch den Streifenvorhang greift Werksleiter Frank Weber zum Mikrofon, um das Dröhnen der Maschinen zu übertönen. Die Besucher hören seine Erläuterungen über Knöpfe in den Ohren, in der Luft liegt der süßlich-saure Geruch von Essig und Gewürzen. „Bis zu dreieinhalb Tonnen Mayonnaise können hier in der Stunde produziert werden“, so Weber zur Besuchergruppe, während ein Kollege die Zusammensetzung erklärt. Wie in der heimischen Küche ergeben auch im Werk am Hafen Eigelb, Öl, Essig und Gewürze das Endprodukt. „Das Besondere hier ist allerdings, dass die Gewürzmischung mit Salz, Zucker, Senf und Wasser flüssig ist.“

Nur drei Mitarbeiter pro Schicht sind an der Herstellung beteiligt, ihre Hauptaufgabe besteht in der Kontrolle der Zusammensetzung, der Rest läuft maschinell. „Der Kunde will, dass der Geschmack und die Optik in jedem Glas und in jeder Tube gleich ist, deswegen darf es keine Abweichungen geben. Im Prozess sind diese kaum korrigierbar“, so Weber.

Für ganz Deutschland werdenin Neuss die Produkte des Unternehmens hergestellt, dazu ein kleiner Teil, der nach Australien exportiert wird. „Eigentlich ist Mayonnaise nicht das typische Exportprodukt, da die Geschmäcker von Land zu Land verschieden sind“, sagt Weber. „In Australien gibt es allerdings eine kleine Gemeinschaft deutscher Einwanderer, die diesen Geschmack bevorzugen“, erklärt der technische Leiter Jörg Schmitt. Die im Schweizer Werk produzierte Thomy-Mayonnaise schmecke etwas sauer, der Senf sei dafür milder.

Während die Senfkörner den weiten Weg aus Kanada nach Neuss hinter sich haben, kommt das Öl seit letztem Jahr übrigens vom Nachbarn Thywissen. „Die kurzen Wege sind umweltfreundlich, sparen aber natürlich auch Kosten“, so Weber.