Der Hoppeditz beweist eine scharfe Zunge

Das neue Prinzenpaar Dieter und Heike Hahn ist pünktlich in die fünfte Jahreszeit gestartet.

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Neuss. „Das Wetter ist ideal heute“, rief Moderator Reiner Franzen, Vizepräsident des Neusser Karnevalsausschusses (KA), mit Blick gen Himmel auf der Bühne vor dem Vogthaus. Trotz pünktlich einsetzendem Nieselregen und kühlen sieben Grad waren Hunderte Neusser Jecken am Samstagvormittag zum Münsterplatz gekommen, um ihren Hoppeditz zu erwecken.

Auf einer Trage wurde der „Tote“ auf die Bühne gebracht. „Bruder Barnabas“ Helmut Gummersbach, etwa 100 Karnevalisten und die Neusser Jecken, die teilweise kostümiert um die Bühne vor dem Vogthaus standen, flehten so inständig, bis der Hoppeditz dann, wie erhofft, pünktlich um 11.11 Uhr seine Augen aufschlug. So rasch wie möglich rappelte er sich hoch und erhob seine scharfe Zunge, vor allem gegen Politik und Stadtverwaltung.

Nach einem lauten „Ons Nüss Helau“ ermahnte Axel Krumscheid in seinem zweiten Jahr als Hoppeditz-Darsteller zuerst Bürgermeister Reiner Breuer, der ebenfalls mit Narrenkappe auf dem Münsterplatz erschienen war. Eigentlich sollte er vom geschmückten Rathausbalkon aus zum Narrenvolk sprechen, bemerkte der Hoppeditz mit strengem Blick zum Verwaltungschef. „Reiner Breuer ist dafür, es darf bloß nix kosten, hab’ ich gehört“. Die Stadt drängte er außerdem, endlich das seit fünf Jahren leerstehende Traditionslokal „Em schwatte Päd“ zu kaufen und mit den 150 Millionen Steuernachzahlung von Johnson & Johnson „mit Bedacht“ umzugehen — sonst gäbe es „Krach mit der Bürgerschaft“. Zudem hätte sich Neuss bei der Tour de France besser präsentieren können. „Neuss, steh’ auf, wie der Hoppeditz es tut“, wetterte die Karnevalsfigur.

Nachdem auch die „unverschämten Bürger“, die die Kamelle wieder zu den Karnevalisten zurückgeworfen hatten, das Amt für Verkehrslenkung wegen zahlloser Endlos-Baustellen und Straßensperrungen sowie die Beamten im Kreishaus, für die „Freundlichkeit ein Fremdwort zu sein scheint“, ihr Fett wegbekommen hatten, kam auch KA-Präsident Jakob Beyen zu Wort. Mit einer Dankesrede verabschiedete er das Prinzenpaar der Session 2016/17, Prinz Dieter III. (Hellendahl), und Novesia Anita I. (Löwner), und begrüßte auf dem Narrenthron die designierten neuen Oberhäupter, Prinz Dieter IV. und Novesia Heike I. Hahn, die am 17. November im Zeughaus proklamiert werden.

Jakob Beyen, KA-Präsident

„Heute regnet es, dafür bekommen wir am Kappessonntag 30 Grad“, prophezeite Beyen mit Blick auf den Höhepunkt der Neusser Session. „Der neue Prinz Dieter IV. hat versprochen, dafür nicht nur eine Kerze im Münster anzuzünden, sondern gleich noch drei nachzuschieben“, verrät er. Party-Stimmung verbreitete de „Nüsser Jung“ DJ Titschy, der seinen neuesten Karnevalsschlager zum Sessionsmotto 2017/18, „De Kappes mit der Pappnas hät Fastelovend im Blot“ zum Besten gab. Die ersten Orden verlieh der KA an Hoppeditz Krumscheid, Barnabas Gummersbach und Bürgermeister Breuer.

Letzterer habe mit dem Erscheinen zum Hoppeditz-Erwachen gezeigt, dass auch er „mittlerweile den Bazillus Karneval im Blut trägt. Öffne dein Stadtsäckle für uns Karnevalisten“, bat Beyen, der seine letzte Session als Präsident des Karnevalsausschusses erlebt.