Restaurant „1250“ in Neuss „Die Grefrather nehmen das Angebot an“

Neuss · Gemeinsamer Einsatz für den Erhalt der Dorfkneipe: Vor dreieinhalb Jahren packte ganz Grefrath mit an, um das letzte Lokal zu erhalten. Das „1250“ wurde geboren. Doch wie sieht es heute aus?

Saki Lytos ist seit 2023 Pächter des „1250“ in Grefrath – und will das Restaurant auch weiterführen.

Foto: Andreas Woitschützke

Das Restaurant „1250“ (ausgesprochen: „Zwölffuffzich“) gibt es bereits seit September 2021. Der Eröffnung war eine Grundsanierung des Lokals vorangegangen, in dem vorher die Kneipe „Em Stüffke“ beheimatet war. Der Grefrather Gregor Spitzer und seine Frau Melanie hatten das gesamte Gebäude gekauft und mithilfe der Bürger vor Ort saniert. Alle packten mit an, halfen, wo sie konnten, und verhinderten so, dass Grefrath ohne Lokal dastand, nachdem das „Em Stüffke“ und das Grefrather Landhaus seine Pforten schließen mussten.

Spitzer hatte in der Zeitung vom Kneipensterben in seinem Ort gehört und beschlossen zu handeln. Das Konzept wurde allerdings geändert: Von der eher dunklen Dorfkneipe hin zu einem offenen und einladenden Ambiente, um neues Publikum anzusprechen. Auch die dazugehörigen Versammlungsräume, die von Schützen- und Sportvereinen genutzt werden können, erstrahlten in neuem Glanz. Der Name „1250“ bezieht sich übrigens auf die erstmalige urkundliche Erwähnung des Ortes. Bei der Eröffnung wurde ein entsprechender Abdruck eines Auszuges aus dem Kölner Stadtarchiv prominent an der Wand platziert.

Doch wie nachhaltig war die ganze Aktion? Wir haben dreieinhalb Jahre nach der Wiedereröffnung nachgefragt. Davon, dass das „1250“ eine Zukunft haben würde, war Spitzer bereits vor der Eröffnung fest überzeugt. „Ich weiß, wie bekloppt die Grefrather sind“, sagte er uns damals scherzhaft und spielte auf die Brauchtums-Verrücktheit in seinem kleinen Ort an. Er und seine Frau hatten zunächst selbst den Betrieb des Lokals übernommen und dabei auf die Unterstützung von Geschäftsführern sowie der erfahrenen Barfrau Conny Bovensmann zurückgegriffen. Doch dieses Konzept gaben die beiden im Februar 2023 wieder auf. „Neben einem Vollzeitjob war es einfach zu viel“, so Spitzer, der selbst über keinerlei Erfahrung im gastronomischen Bereich verfügte. Er übergab das Geschäft an Saki Lytos, der bereits davor als Geschäftsführer am Steuer stand, in vertrauensvolle Hände.

Er pachtete das Lokal von dann an und ergänzte das gut bürgerliche Angebot wie Rumpsteak und Frikadellen durch griechische Vorspeisen und Hauptgerichte wie Moussaka, Pastizio (griechischer Nudelauflauf) oder gefüllte Paprika. Auch eine große Getränkekarte gibt es. Spitzer selbst zieht eine gute Bilanz aus der Sanierung des Gebäudes sowie der Verpachtung an den Betreiber Lytos: „Die Grefrather nehmen das Angebot an.“ Er berichtet von vielen Familienfeiern und Besuchen der Schützen. Aus den umliegenden Gemeinden kämen ebenfalls viele Gäste, da dort die Gastronomie ebenfalls nicht mehr flächendeckend vorhanden sei. Er würde das „1250“ wieder genau so renovieren und eröffnen, sich jedoch bereits zu Beginn intensiver um einen Pächter bemühen. Das Interesse daran war im Jahr 2021 nämlich eher gering; es lag vermutlich am schlechten Ruf der halbherzig geführten Vorgängerlokalität, so Spitzer.

Lytos selbst betont ebenfalls, dass ihm die Arbeit im Lokal Spaß mache. Er selbst sei der dritte Geschäftsführer gewesen und habe bereits ab Oktober 2022 im „1250“ gearbeitet. Auch er berichtet, dass viele Grefrather Vereine, insbesondere die Schützen, die Veranstaltungsräumlichkeiten für ihre Feiern nutzen würden. Eine Win-Win-Situation also? So einfach ist es nicht. Der Betreiber berichtet, dass es auch viele Schwierigkeiten gäbe, beispielsweise die Suche nach geeignetem Personal, unter der momentan viele Gastronomen in Deutschland leiden würden. Auch finanziell sei es ein auf und ab, gerade in den Wintermonaten kämen weniger Gäste als im Sommer. Wenn es Konkurrenzveranstaltungen wie große Feste vor allem im Sommer gebe, bliebe sein Gastraum ebenfalls häufig leer. Lytos wünscht sich daher, dass noch mehr Grefrather sein Restaurant besuchen und seine Speisen probieren, einige kämen nur zu den Vereinsfeiern und sonst privat leider selten vorbei. Die Situation habe sich seit seiner Übernahme als Pächter jedoch eher zum besseren gewandt. Weitermachen will er daher auf jeden Fall.