Die letzte Videothek der Stadt schließt ihre Türen

Grevenbroich. Dem landesweiten Videotheken-Sterben ist nun auch die letzte Videothek in Grevenbroich zum Opfer gefallen. Inhaberin Monika Jennen schließt ihr „World of Video“ Am Hammerwerk 13 zum Ende dieser Woche und muss damit ihren Traum von einer erfolgreichen Selbstständigkeit zumindest in dieser krisenbelasteten Branche begraben.

Foto: Lothar Berns

Doch die Powerfrau hat vorgesorgt: „Ich habe schon bald gemerkt, dass sich meine Hoffnungen in dieser Branche nicht erfüllen werden. Deshalb habe ich in den vergangenen eineinhalb Jahren ein Fernstudium gemacht“, berichtet die zweifache Mutter und Geschäftsfrau.

Ihren Abschluss als psychologische Beraterin habe sie sogar im Schnelldurchgang geschafft. Die 46-Jährige will nun möglichst nahtlos in eine neue Selbstständigkeit als psychologische Beraterin starten. Sie musste nämlich feststellen: „Beim Arbeitsamt gilt man heute ab 40 schon als nicht mehr vermittelbar und als zu alt für einen neuen Beruf.“

Mit viel Enthusiasmus hatte Monika Jennen vor drei Jahren ihre große Videothek mit einer Verkaufsfläche von 635 Quadratmetern und einem Angebot von mehr als 10 000 Filmtiteln eröffnet. Schon bald bekam sie die zunehmende Internet-Konkurrenz durch Streaming-Portale und ähnliche Angebote schmerzhaft zu spüren. Hatte sie zunächst bis zu acht Mitarbeiter beschäftigt, so waren dies zum Schluss nur noch drei. Stammkundschaft habe es aber bis zum Schluss gegeben. „Mein ältester Kunde war 88 Jahre alt. Es sind aber auch viele Schüler gekommen, die vor allem die Games interessiert haben“, blickt Monika Jennen zurück. Das Videotheken-Sterben ist indes kein Phänomen, das sich nur in Grevenbroich zeigt. Der Interessenverband des Video- und Medienfachhandels in Deutschland hatte im Jahr 2008 in Nordrhein-Westfalen noch 691 Videotheken als eingetragene Mitglieder. Im Jahr 2013 waren es noch 395. Und Ende 2016 wurden nur noch 179 Videotheken gezählt, wie Jörg Weinrich, geschäftsführender Vorstand des Branchenverbandes, erläutert. Es sei der „illegale Internethandel mit Videos“, der das Videotheken-Sterben ausgelöst und befördert habe, so Weinrich. Dazu seien die steigenden Mietpreise für die Geschäftsräume und die Mitarbeiterlöhne gekommen. gt