Die Residenz der Grevenbroicher Gründer
Die Partnergemeinde Peel en Maas hat das Kasteel de Keverberg umgewandelt.
Grevenbroich/Kessel. Die Gemeinde Peel en Maas in der niederländischen Provinz Limburg ist jetzt offiziell Partnergemeinde der Stadt Grevenbroich. Beide verbindet eine mehr als 700 Jahre alte Geschichte: die der Grafen von Kessel, die einst viele Ländereien in der Region besaßen und als die Gründer der Stadt Grevenbroich gelten. Das Besondere: Sowohl im Ort Kessel, der seit 2010 zur Gemeinde Peel en Maas gehört, als auch in Grevenbroich gibt es Burgen, in denen die Grafen residiert haben. In Kessel ist es das Kasteel de Keverberg und in Grevenbroich das Alte Schloss. Beide Burgen haben außerdem gemeinsam, dass sie am Wasser liegen: das Kasteel de Keverberg direkt an der Maas, das Alte Schloss an der Erft.
Doch es gibt einen großen Unterschied: Das Kasteel de Keverberg ist vor einigen Monaten zu einem modernen Tagungszentrum umgebaut worden und seit einem Jahr ein Anziehungspunkt für Touristen, die die Gegend an der Maas erkunden.
Roland van Kessel, Vize-Bürgermeister in Peel en Maas
Auf viele Grevenbroicher wirkt die Burg, die erhöht auf einem Berg liegt, viel beeindruckender als das Alte Schloss im Grevenbroicher Stadtzentrum, das in den 1950er Jahren um einen Anbau in L-Form erweitert wurde. „Heute würde ein Anbau ans Alte Schloss sicher anders gestaltet werden. Zum Beispiel mit Feldbrandsteinen“, sagt der Wevelinghovener Friedrich Schmitz. Er ist Vorsitzender des Grevenbroicher Geschichtsvereins und kennt sich gut mit der Historie des Alten Schlosses aus. Friedrich Schmitz sagt: „In der Zeit, in der das Alte Schloss erweitert wurde, waren alle Mittel knapp. Die Stadt befand sich nach dem Zweiten Weltkrieg in einer Phase des Wiederaufbaus.“
Nach dem Krieg seien sämtliche Säle, in denen sich Bürger hätten versammeln können, zerbombt gewesen. Auch wenn das Alte Schloss nicht als zukunftsweisender Bau gilt: Schmitz würdigt die Arbeit des inzwischen verstorbenen Stadtbaumeisters Josef Decker, der für die Neugestaltung des Alten Schlosses verantwortlich war: „Er hat es vernünftig gemacht.“
In der rund 65 Kilometer entfernten Gemeinde Peel en Maas haben die Einwohner in den vergangenen Jahren an einem Strang gezogen und sich vielfach für den Umbau der einstigen Ruine — die Burg wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört — zum modernen Tagungszentrum eingesetzt. Zusammengerechnet haben Gemeinde, Region, Provinz, Sponsoren, Stiftungen und engagierte Bürger rund fünf Millionen Euro in den Bau gesteckt, der heute innen und außen anspruchsvoll gestaltet ist.
Die Burg ist bei Dunkelheit in warmen Farbtönen beleuchtet. Innen gibt es eine Bar, die Architekten haben viel Glas verbaut. „Es gibt in der Burg ein Café, das vor allem an den Wochenenden gut besucht ist“, erzählt Roland van Kessel, Vize-Bürgermeister der Gemeinde Peel en Maas, die im Gegensatz zu ihrer Partnerstadt Grevenbroich als finanziell gut aufgestellt gilt.
Inzwischen finden in der Burg, die in ihrem Inneren über zahlreiche Räume und Säle verfügt, auch Hochzeiten statt. „Einige Brautpaare feiern hier“, erzählt Roland van Kessel, der zufällig den gleichen Namen wie die Grafen-Familie trägt. Heute kümmere sich auch eine Stiftung um die Burg, die sich im Besitz der neu gegründeten Gemeinde Peel en Maas befindet und eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten vor Ort ist.
Manche Besucher kommen extra wegen der Historie der einstigen Ruine in den Ort Kessel zwischen Venlo und Roermond — wenn das Grafengeschlecht auch schon im Jahr 1304 ausgestorben ist.