Diebstahl: Metalle sind heiß begehrt
Hohe Preise für Rohstoffe wie Kupfer sorgen für Konjunktur bei Metalldiebstählen.
Neuss. „Sobald sie auch nur einen Millimeter auf dem Gelände sind, springt die Alarmanlage an. Trotzdem versuchen sie es immer wieder“, ärgert sich Ron Immisch. Bereits zum fünften M Mal in diesem Jahr haben Metalldiebe am Samstag versucht, in sein Firmengelände an der Xantener Straße einzudringen und Metall zu stehlen.
„In den vergangenen zehn Jahren kamen Metalldiebe im Schnitt einmal im Jahr“, sagt er. Doch in diesem Jahr häufen sich die Fälle. Grund ist der weiterhin hohe Marktwert von Rohstoffen — vor allem auf Kupfer und Messing haben es die Diebe abgesehen. Doch Immisch hat sich auf die Situation eingestellt.
Wie ein Hochsicherheitstrakt mutet das Firmengelände an: Über den Metallzäunen ist Stacheldraht gewickelt, an vielen Ecken stehen Überwachungskameras und Bewegungsmelder. „Wir haben das Modernste vom Modernsten hier — es kann gar nichts mehr wegkommen“, sagt er. „Trotzdem kostet uns jeder Einbruch natürlich Ärger, Aufwand und Zeit.“
Und so wurde auch am Samstag nichts gestohlen. „Die Anlage wurde sofort ausgelöst, als die Diebe auf dem Gelände waren“, sagt Immisch. Die Polizei umstellte das Areal, durchsuchte es mit Diensthundeführern und einem Polizeihubschrauber — die Täter konnten allerdings unerkannt entkommen.
Doch nicht nur auf Metallhändler haben es die Diebe abgesehen, sagt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. „Es sind auch Bahnanlagen, Umspannwerke, Friedhöfe oder Baustellen betroffen — das ist ein bundesweiter Trend. Vor einiger Zeit wurde erst an einem Neubau die komplette Regenrinne inklusive der Fallrohre abmontiert und gestohlen.“
Aber auch vor Friedhöfen machen die Diebe nicht Halt. „Es gibt immer mal wieder Phasen, in denen viel gestohlen wird. Wenn wir mitbekommen, dass es in Mönchengladbach oder Krefeld Raubzüge gibt, werden wir nervös“, sagt Stephan Schmitt, kaufmännischer Leiter der städtischen Friedhöfe.
Zuletzt habe eine Zivilstreife der Polizei jedoch eine Gruppe dingfest machen können — seitdem sei es bedeutend ruhiger geworden. „Die Menschen stellen sich natürlich auch darauf ein und stellen nicht mehr so hochwertige Vasen oder Blumenschalen aus Kupfer auf die Gräber“, sagt Schmitt.
Auch die Bahn sorgt inzwischen verstärkt vor. Das Personal soll ein Auge auf bevorzugte Stellen werfen. Kabel sowie Metalle und Isolierungen werden mit künstlicher DNA besprüht. So lässt sich jedes wiedergefundene Stück Metall zurückverfolgen.
Auch ältere Diebstähle bei Immisch konnten inzwischen aufgeklärt werden. „Vor sechs Jahren hat die holländische Kriminalpolizei etwas wiedergefunden. Solange es nicht im Ofen landet, kann es identifiziert werden“, sagt der Geschäftsführer des Metallfachhandels.