Literaturcafé erstmal auf Eis

Rat muss Beschluss des Kulturausschusses vertagen: Zweifel an der Konstruktion.

Neuss. Eigentlich war die Ausgangslage klar. Nach mühsamem Ringen hatten Verwaltung und Kulturausschuss einen Kompromiss gefunden: In dem leerstehenden Ladenlokal im Tranktorgebäude will das Rheinische Landestheater (RLT) ein Kulturcafé einrichten. Doch die Bestätigung des einmütig gefassten Beschlusses durch den Rat wurde vertagt. Steuerrechtliche Bedenken stehen dem entgegen.

Der Plan, ein solches Café einzurichten, war lange Zeit zwischen Verwaltung und Politik umstritten. Es geht, wie so oft, um die Kosten. Das Gebäude selbst gehört dem Bauverein. Die Stadt mietet die Theaterflächen und vermietet weiter an den Trägerverein, der das RLT rechtlich vertritt.

An dem Ladenlokal über zwei Etagen, unmittelbar neben dem Theatereingang gelegen, waren in der Vergangenheit bereits mehrere Pächter gescheitert. Seit mehr als einem Jahr steht es jetzt wieder leer. Nun wollte die Bäckerei Puppe, in der Eingangspassage zum Kreishaus angesiedelt, vom Bauverein mieten.

Intendantin Bettina Jahnke und der Vorsitzende des Trägervereins, Bertold Reinartz, überzeugten allerdings die Politiker von ihrer Idee: ein Literaturcafé mit Bistrobetrieb von 10 bis 16 Uhr sowie Angebot von Speisen und Getränken durch den Theaterservice vor und nach den Vorstellungen, dazu kleinere Veranstaltungen.

Der Kompromiss: Lediglich das Erdgeschoss wird zum Café. Der Bauverein, der den 40 000 Euro teuren Umbau übernimmt, vermietet die erste Etage an wen auch immer. Die Miete in Höhe von 13 800 Euro übernimmt die Stadt im ersten Jahr komplett, im zweiten Jahr mit 7800 Euro. Mieter der Stadt, darauf hatte Bürgermeister Herbert Napp gedrängt, sollte nicht die Stadt selbst, sondern direkt der Trägerverein sein.

Da ist der Haken. Die durch ein Gutachten untermauerten Bedenken des Trägervereins führten zur Vertagung im Stadtrat: Eine solche Konstruktion könnte dessen Gemeinnützigkeit gefährden. Bis zur nächsten Sitzung soll eine neue Lösung her. Bertold Reinartz setzt auf die alte, von ihm propagierte Variante: „Das Landestheater beziehungsweise der Trägerverein mietet von der Stadt, die mietet vom Bauverein. Der Vertrag für das Theater sollte um die Fläche des Ladenlokals erweitert werden.“

Die Verwaltung, so vermutet er, bevorzuge das andere Modell, weil dann im Fall des Scheiterns leichter zu kündigen sei. Aber: „Anders geht es nicht“, ist sich Reinartz sicher und fügt hinzu: „Wir sind nicht in der Leistungspflicht.“