Dormagen baut keine Hochhäuser mehr
Die Verwaltung stellt die möglichen Standorte für neuen Geschosswohnungsbau vor. Die Häuser werden aber maximal vierstöckig.
Dormagen. Als der Planungsausschuss im vergangenen Jahr das „Arbeitsprogramm Stadtplanung 2016/17“ beschloss, war von der großen Wohnungsnot in Dormagen noch keine Rede. Doch vor allem der Flüchtlingsstrom zwingt die Verwaltung und mit ihr auch die Politik zum schnellen Handeln. So wird dieses Arbeitsprogramm zur Grundlage für einen massiven und raschen Bau von Mehrfamilienhäusern. Von mehreren Hundert in den nächsten Jahren ist die Rede.
Erik Lierenfeld, Bürgermeister
Die Verwaltung hat jetzt ein Konzept sowie grundsätzliche Zielvorgaben ausgearbeitet und wird den Planungspolitikern Flächen vorschlagen, die für Geschosswohnungsbau in Frage kommen. Dabei machte Bürgermeister Erik Lierenfeld im Gespräch eines deutlich: „Riesen-Hochhäuser wird es auf keinen Fall geben. Wir beschränken uns auf maximal drei bis vier Stockwerke. Alles andere wäre nicht maßstäblich.“
Die in dem Arbeitsprogramm genannten Areale sollen bereits berücksichtigt werden: die Erweiterung des Malerviertels in Richtung Kreisstraße 12 und Bahn; die Flächen beiderseits der Beethovenstraße, wo heute noch die Realschule bzw. die Sporthalle samt Sportplatz liegen; der derzeit noch genutzte Sportplatz von Rheinwacht Stürzelberg. Ferner schlägt die Verwaltung bisherige Erweiterungsflächen auf den Friedhöfen in Gohr, Nievenheim, Straberg und Zons, die nicht mehr benötigt werden, Spielplatzflächen am Lupinenweg in Rheinfeld, aber auch das zur Vermarktung vorgesehene Bürgerhaus in Gohr vor.
Beigeordneter Robert Krumbein erinnert daran, dass bei bereits im Verfahren befindliche Planungen diesen Anforderungen an Geschosswohnungsbau folgen: zum Beispiel die Wohnquartiere östliche Friedrich-Ebert-Straße und südliche Helbüchelstraße in der Innenstadt sowie der erste Bauabschnitt im Bereich der Straße „An der Wache“. Gleiches gelte auch für den Bereich der Alten Schule Hackenbroich, „wo ein Mix aus Einzel- und Doppelhäusern mit einem Wohngebäude in maßvoller Höhe vorgesehen sind“.
„Wohnen nimmt für die Entwicklung einer Stadt eine Schlüsselfunktion ein“, sagt Krumbein. „Das heißt, es muss Wohnraum für eine vielschichtige und divergente Stadtgesellschaft vorhanden sein.“ Für den Beigeordneten geht es auch um Grundsätzliches: „Es ist sowohl stadtgestalterisch als auch unter Gesichtspunkten einer langfristig menschenwürdigen Unterbringung keine Dauerlösung, mobile Unterkünfte an Siedlungsrändern zu unterhalten. Es muss unsere Aufgabe sein, den dort untergebrachten Menschen adäquaten Wohnraum zur notwendigen Integration zur Verfügung zu stellen.“
In ihrem strategischen Wohnraumprogramm hat die die Stadt jetzt drei übergeordnete Zielgruppen definiert, deren Belange bei den kommenden Bauprojekten berücksichtigt werden sollen. Erstens: bezahlbarer Wohnraum für junge Familien sowohl im Eigenheimsegment als auch im modernen Mietwohnungsbau. Krumbein: „Nur durch den Erhalt und Zuzug junger Familien können wir dem demografischen Wandel begegnen.“
Zweitens: geförderten Wohnraum für Einkommensschwächere schaffen. Krumbein: „Flüchtlinge als künftige Neubürger verschärfen den ohnehin knappen Sozialwohnungsmarkt und stehen hier in Konkurrenz mit anderen Bevölkerungsgruppen.“ Drittens: attraktive Eigentums- und Mietwohnungen in zentraler Lage für ältere und weniger mobile Menschen. „Oft wird das Eigenheim zu groß und aufwendig. Dann besteht der Wunsch nach attraktivem und barrierefreiem Wohnraum im gehobenen Geschosswohnungsbau in der Nähe des Zentrums mit entsprechender Infrastruktur“, sagt Krumbein. Wichtig sei es, in allen Ortsteilen attraktive Wohnungen zu schaffen. Dabei muss es einen Mix an Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern sowie Geschosswohnungen geben.