Further Hof soll ab April Flüchtlingsunterkunft sein
Stadt und Vermieter wollen den Vertrag in Kürze unterzeichnen.
Neuss. Die Bierbänke stehen draußen, als wären die letzten Gäste gerade erst bedient worden, und auch die Speisekarte ist noch beleuchtet. Doch sämtliche Rollläden vor den Fenstern des Further Hofs sind heruntergelassen. Auf dem Briefkasten wird schriftlich darum gebeten, keine Post mehr für die ehemaligen Betreiber einzuschmeißen, die schon vor Monaten das Weite suchten.
Ab kommendem April wird die frühere Szenekneipe an der Further Straße eine neue Funktion haben — in den zwölf Hotelzimmern über der Gaststätte sollen Flüchtlinge untergebracht werden. In diesem Winter hat die Stadt Gespräche mit dem Vermieter geführt. Der Vertrag soll in den nächsten Tagen unterzeichnet werden. „Vorher wird der Further Hof aber für unsere Zwecke umgebaut“, sagt Stefan Hahn, Sozialdezernent der Stadt Neuss.
Die Entscheidung, die Gaststätte in eine Flüchtlingsunterkunft zu verwandeln, sei zwar bereits getroffen, doch noch gibt es einige Fragezeichen, die es zu klären gilt. Denn noch steht nicht fest, wie viele Menschen in den Räumen untergebracht werden können. So könnten die Zimmer von alleinreisenden Männern, von Familien oder unbegleiteten Minderjährigen genutzt werden. „Die Belegung wird sich stetig ändern“, sagt Hahn. Bevor Flüchtlinge an der Further Straße einziehen, wird es laut des Sozialdezernenten eine Infoveranstaltung für Anwohner geben. Als Gaststätte hat sich der Further Hof in den vergangenen Jahren nicht als Goldgrube erwiesen. Die ehemalige Betreiberin, die Further Hotel GmbH, hat im August vergangenen Jahres Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Zwar wurde der Betrieb zunächst für rund anderthalb Monate fortgeführt, um noch von umsatzstarken Wochen bis Ende September zu profitieren, „doch dann konnten die Pächter nicht einmal mehr die Nebenkosten vollständig bezahlen“, sagt Simon Beckschäfer, Mitarbeiter des Insolvenzverwalters Axel Kleinschmidt, der den Further Hof wieder auf Kurs bringen sollte.
Michael Fohrer, Immobilienmakler des Vermieters, widerspricht: „Die Miete wurde immer bezahlt. Die Pächter wollten die Immobilie sogar erwerben. Aufgrund der unterschiedlichen Preisvorstellungen kam ein Kauf aber nicht zustande.“ Die ungarischen Pächter hatten den Betrieb Ende 2012 nach anderthalbjährigem Leerstand übernommen, um der Kneipe neues Leben einzuhauchen. Mit der Kombination aus gutbürgerlichen Klassikern und ungarischen Spezialitäten bewiesen sie jedoch kein goldenes Händchen. Den Hotelbetrieb mit zwölf Zimmern fortzuführen erwies sich ebenfalls als zu ambitioniert. Zu niedrige Preise und das nicht gerade einladende Erscheinungsbild des sanierungsbedürftigen Gebäudes waren nur zwei Faktoren für die negative Entwicklung. Bereits 2005 meldete der damalige Betreiber Insolvenz an.
Aufwendige Sanierungsarbeiten müssen laut Fohrer nicht mehr erledigt werden. Die Immobilie müsse lediglich entrümpelt und gereinigt werden.