Dormagen ist in Liste höchster Friedhofsgebühren auf Platz fünf
Ein Grund dafür ist laut TBD die dezentrale Bestattungskultur.
Dormagen. Ginge es um die Zweite Handball-Bundesliga, würde sich Dormagen über Tabellenplatz fünf freuen. Doch dort ist der TSV Bayer Letzter. Der fünfte Rang in der Auflistung der höchsten Friedhofsgebühren in Nordrhein-Westfalen ist ähnlich schlecht zu bewerten, denn damit liegt die Stadt laut Angaben des Bundes der Steuerzahler NRW ganz klar über dem Landesdurchschnitt: 3630 Euro zahlt der Dormagener für eine Sargbestattung im Wahlgrab, in Bocholt lediglich 1657 Euro. „Das liegt an den hohen Kosten und der Vielzahl von Friedhöfen“, argumentiert Gottfried Koch, Leiter der Technischen Betriebe Dormagen (TBD), die die Friedhöfe unterhalten.
Der Steuerzahlerbund hat einen Unterschied von 3184 Euro zwischen der Stadt Kerpen — Spitzenreiter in dem 56 Städte über 60 000 Einwohner umfassenden Liste — und Bocholt ausgemacht, das Schlusslicht ist. Dort sind auch Grevenbroich und Neuss zu finden, die mit 3449 Euro bzw. 2457,90 Euro auf den Plätzen neun bzw. 35 liegen. „Die Kommunalpolitiker müssen bei der Kalkulation der Friedhofsgebühren moderat vorgehen“, fordert Eberhard Kanski, stellvertretender Vorsitzender des NRW-Steuerzahlerbundes. „So sei zu prüfen, ob private Unternehmen die Grünflächenpflege preiswerter erledigen. Überhangflächen, die nicht mehr benötigt werden, dürfen nicht in die Kalkulation der Grabnutzungs- oder Bestattungsgebühren einfließen, sondern sind zum Beispiel in öffentliches Grün zu überführen, so Kanski.
René Schneider, CDU-Fraktion
Von einer Privatisierung hält TBD-Chef Koch nichts: „Das haben wir schon versucht. Beim Friedhof in der Zonser Heide gab es zu viele Beschwerden, weil die Gräber nicht ordentlich waren. Dann sind wir wieder davon abgekehrt.“ Nicht mehr benötigte Flächen, wie die große Erweiterungsfläche am Hauptfriedhof, werden auch in die Kalkulation aufgenommen, versichert René Schneider, Experte der CDU-Fraktion in diesem Thema. Für Koch liegt der Grund für die hohen Gebühren in der „dezentralen Bestattungskultur in Dormagen“. Heißt: In den Ortsteilen wird Wert auf den eigenen Friedhof gelegt, was zur Folge hat, dass es neun Friedhöhe in der Stadt gibt. „Mit den entsprechenden weiten Wegen dazwischen und einem hohen Pflegeaufwand für Bäume, Sträucher, Rasen.“ Für Koch relativiert sich die Top-Position der Stadt ein wenig, wenn die Bestattungsgebühr nicht für die Zubettung eines zweiten Sargs, so wie in dem Ranking angenommen, sondern die preiswertere Erstbelegung zugrunde gelegt wird. Dann rutscht Dormagen auf Rang acht. Für René Schneider ist ganz klar: „Diese höheren Kosten müssen wir in Kauf nehmen, wenn wir die Dezentralität behalten wollen. Und das wollen wir.“ Einer Seniorin zu vermitteln, dass sie mit Rollator und Bus zu einem Zentralfriedhof fahren soll, um einen Angehörigen zu betrauen „das ist nicht zu vermitteln“.