Traglufthalle ist Mitte April fertig

Die erste von zwei Hallen ist im Aufbau. Zwischen dem 10. und 12. April könnten bei Bedarf dort Bewohner einziehen.

Foto: Lothar Berns

Neuss. Die Bodenplatten sind verlegt, die Sanitärcontainer stehen, Strom, Zu- und Abwasserleitungen sind installiert: Wo vor vier Wochen noch Wiese war, könnten Mitte April hunderte Flüchtlinge übergangsweise leben. Die erste von zwei Traglufthallen zwischen Derendorfweg und Hammer Landstraße soll laut Johannes Thusek, der das mit der Aufstellung beauftragte Berliner Unternehmen Paranet in der Region vertritt, zwischen dem 10. und 12. April fertig und bewohnbar sein. Wann die Stadt in ihr Flüchtlinge unterbringen will, ist noch offen.

Foto: Anja Tinter

Zehn bis 20 Handwerker sind zur Zeit noch mit dem Innenausbau der Halle beschäftigt, die keine tragenden Elemente braucht, sondern durch Überdruck in Form gehalten wird: Ein Gebläse saugt permanent Luft von außen nach innen; würde man mehr als zwei Türen auf einmal öffnen, fiele die dicke Plastikplane, die Decke und Außenwand der Traglufthalle bildet, binnen Minuten in sich zusammen. Eine Luftschleuse als Eingang verhindert das im Normalbetrieb — später sorgt auch ein Gerüst dafür, dass im Ernstfall die Laufwege zu den Ausgängen freibleiben. 18 Container — davon zwölf mit WCs und Duschen, sechs für die Bewohner und das Betreuungspersonal — stehen schon jetzt. Die 150 Doppelbetten und 300 Blechschränke für die künftigen Bewohner können die Handwerker erst aufstellen, nachdem sie PVC und Filzteppich ausgelegt haben. Das soll dieser Tage geschehen.

Die Aggregate für die Gebläse, ohne die die Halle nur ein großer Haufen Zeltplane wäre, verbrennen laut Thusek bei winterlichen Temperaturen pro Tag zwischen 600 und 1000 Liter Flüssiggas, wenn sie auch ihre Heizfunktion einsetzen müssen. Eine eigene Leitung der Stadtwerke versorgt sie mit Kraftstoff.

Noch ist die Halle kalt, dass sie aber auch in diesem Zustand schon Geld schluckt, ist für Johannes Thusek kein Argument gegen sie als Übergangslösung: „Traglufthallen sind die preiswerteste winterfeste Unterkunft, die es zur Zeit gibt. Bedenken Sie mal, was so viele Wohnungen kosten würden!“ Theoretisch könne eine Traglufthalle dieser Art bis zu 20 Jahre lang stehen bleiben.

Die Stadt beziffert die monatlichen Kosten für den Betrieb einer einzelnen Halle auf 100 000 Euro. Bürgermeister Reiner Breuer hat jedoch schon mehrfach betont, dass die Traglufthallen auf der abgelegenen Fläche nahe dem Hafen die Stadt nicht finanziell entlasten, sondern Brennpunkte in Wohngebieten verhindern sollen. Die Halle und ihre Zwillingsschwester, deren Bau laut Thusek in sechs bis acht Wochen beginnen soll, ist als Sammelunterkunft dazu gedacht, eine Zuwanderungswelle, wie es sie Ende vergangenen Jahres gab, abzufedern. „Wer weiß schon, ob nicht nächste Woche wieder eine Zuweisung mit mehr als 50 Flüchtlingen kommt?“, fragt Stadtsprecher Peter Fischer. Als die Verwaltung die Miete der beiden Hallen beschloss, habe niemand erahnen können, wie sich die Zahl der zugewiesenen Flüchtlinge entwickeln würde — ebenso wenig, wie man mit dem gewaltigen Anstieg im Herbst und Winter habe rechnen müssen. „Eine Traglufthalle hätten wir aber auch dann gemietet, wenn wir vom Zuweisungsstopp früher gewusst hätten“, sagt Fischer. Er sei zudem froh, dass vorläufig noch kein Flüchtling in einer solchen Halle leben muss.