Dormagen lässt Schuldnern die Luft aus den Autoreifen
Etwa einmal im Monat setzt die Stadt sogenannte Ventilwächter ein. Der sorgt für einen Plattfuß am Auto.
Dormagen. Er ist nur wenige Zentimeter groß, aber sehr wirkungsvoll: Wer mit dem abschließbaren Ventilwächter am Autoreifen losfährt, steht nach etwa 300 Metern mit einem Plattfuß da. Denn der Wächter lässt die Luft aus dem Pneu entweichen. Die Vollstreckungsbeamten der Stadt Dormagen setzen das unscheinbare Metallteil ungefähr einmal im Monat ein. Sie legen damit die Autos von Haltern still, die der Stadt Steuern oder Gebühren schuldig geblieben sind.
Und die Zahl der Schuldner wird immer größer. „Die Zahlungsmoral und die Zahlungsfähigkeit nehmen ab in Dormagen“, stellen Hanna Jansen, die Leiterin der städtischen Abteilung Vollstreckung, und Stadtkämmerer Kai Uffelmann fest.
2014 mussten die vier Vollstreckungsbeamten im Rathaus 18 500 Fälle in Dormagen bearbeiten. Vor fünf Jahren lag die Zahl noch um 1500 bis 2000 Fälle darunter. In der Nachbargemeinde Rommerskirchen, für die Dormagen die Vollstreckung miterledigt, sind es dagegen relativ konstant nur etwa 1000 Fälle im Jahr.
Die Forderungen der Stadt Dormagen bei Schuldnern beliefen sich zuletzt auf circa 2,3 Millionen Euro im Jahr, teilte Stadtsprecher Harald Schlimgen mit. Davon würden 1,4 bis 1,5 Millionen Euro eingetrieben. Auch für andere Gläubiger wird die Stadt tätig — zum Beispiel für die Gebühreneinzugszentrale und die Handwerkskammer.
Einen ganzen Teil des ausstehenden Geldes holen die Vollstreckungsbeamten vom Schreibtisch aus herein — zum Beispiel bei Lohn-, Konto- oder Mietpfändungen. Zwei Kollegen sind im Außendienst unterwegs. Eine mitunter konfliktreiche Aufgabe: „Unsere Mitarbeiter sind einiges gewohnt“, sagt Jansen. Körperliche Gewalt gegenüber den Vollstreckungsbeamten sei aber selten, so Jansen.
Wirklich harte Maßnahmen würden nur bei notorischen Schuldnern angewandt. Bei wem der eingangs beschriebene Ventilwächter eingesetzt wird, der findet einen Warnhinweis samt Kontaktnummern an seinem Auto. Und Pfandsiegel auf Fahrer- und Beifahrerseite. „Wer ein solches Siegel bricht, begeht eine Straftat“, warnt Jansen.